1. "Erdverkabelung ist kein Allheilmittel”

    Experte Volker Wendt spricht sich für Teilverkabelung aus / Zweiter Runder Tisch zum Thema Suedlink

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    BAD NENNDORF/LANDKREIS (mh). Dass der Suedlink kommt, ist beschlossene Sache. Doch wo genau die "Hauptschlagader der Energiewende" – so tituliert der Netzbetreiber Tennet das Projekt – langführen wird, ist noch unklar. Auch wie die Megastromleitung technisch vor Ort umgesetzt wird, ist nicht entschieden.

    Am Donnerstag, dem 28. Mai, hatte der heimische Bundestagsabgeordnete Maik Beermann (CDU) zum zweiten Runden Tisch zum Thema "Suedlink” eingeladen. Im Mittelpunkt stand die Technik, als Referent war Volker Wendt vom europäischen Verband der Kabelindustrie, Europacable, zu Gast. Erdverkabelung oder Freileitung, bei dieser Frage wird viel diskutiert. "Und statt Oder" – so brachte es der Experte auf den Punkt: Erdverkabelung könne die Freileitungen sinnvoll ergänzen, aber nicht komplett ersetzen. Beim Ausbau der Stromnetze in Europa sei fast jedes dritte Projekt verzögert, und das nicht zuletzt aufgrund von mangelnder Akzeptanz. Die durchschnittliche Projektumsetzung betrage 15 Jahre, erklärte Volker Wendt. Er sieht in der Teilverkabelung einen Lösungsansatz. "Jede Teilverkabelung ist immer als Einzelfall zu betrachten. Eine Erdverkabelung ist kein Allheilmittel”, klärte der Experte auf. Bei der Erdverkabelung müssten "große, schwere Erdbewegungen” durchgeführt werden. Während der Bauphase entstehe ein 40 Meter breiter Steifen, die endgültige Trasse sei in der Regel 20 bis 25 Meter breit. In einem Waldgebiet müsste dafür eine entsprechende Schneise geschlagen werden, so der Experte. Die Kabel lägen in einer Tiefe von 1,50 Meter und würden in Teilabschnitten in einer Länge von 700 bis 1000 Metern verlegt. Längere durchgängige Abschnitte seien nicht möglich, da die Stromkabel entsprechend mit 40-Tonnern zu den Baustellen transportiert werden müssten. Die Teilabschnitte würden mit sogenannten Muffen verbunden. Diese könnten durchaus in unterirdischen Bauwerken liegen, über der Erde wäre dann nur eine Art Schachtdeckel zu erkennen. Allerdings bestehe auch die Möglichkeit, die Verbindungen überirdisch, in "Muffenhäusern” zu installieren. Welche Variante zum Tragen komme, müssten Netzbetreiber bzw. Bundesnetzagentur entscheiden, so der Experte. Die Vegetation über der Trasse sei in zwölf bis 24 Monaten wieder hergestellt, auch Landwirtschaft sei wieder möglich. Pflanzen oder Bäume mit tiefen Wurzeln könnten hingegen nicht wieder eingepflanzt werden. Erdverkabelung mache es möglich, die Stromtrasse näher an einer vorhandenen Bebauung entlangzuführen. Metallplatten über der Trasse könnten die überirdische Strahlung auf Null absenken, erklärte der Lobbyist. Um den Bereich Bad Nenndorf ist bei der alternativen Trassenführung beispielsweise eine Erdverkabelung vorgesehen. Doch auch wenn es rein technisch möglich sei, mache eine komplette Erdverkabelung keinen Sinn, erklärte Volker Wendt. Mehrkosten oder zeitliche Bauverzögerungen sprächen dagegen. Der Experte geht von einem machbaren Verhältnis von zehn Kilometern Erdkabel auf 100 Kilometern Leitungsstrecke aus. Angesprochen auf die Möglichkeiten der Kabelverlegung in Flüssen erklärte Volker Wendt, dass es einfacher sei ein Kabel durch die Nordsee zu legen, als durch heimische Gewässer. Unter anderem müssten Sicherheitsvorkehrungen gegen Beschädigungen, beispielsweise durch die Anker der Schiffe, getroffen werden. Insgesamt hält er diese Variante für nicht praktikabel. "Dem Kabel ist es egal, ob es auf einem Feld oder direkt neben der Autobahn liegt”, ordnete er die Frage nach einer eventuellen Verlegung entlang einer Autobahnstrecke ein. Doch allein die Akzeptanz jahrelanger Bauarbeiten an stark befahrenen Autobahnstrecken und in deren Umfeld dürfte in Politik und Gesellschaft gering sein. Nach der Sommerpause finde der nächste Runde Tisch statt, blickte Maik Beermann voraus. Dann stehen die gesundheitlichen Aspekte der Thematik "Suedlink” im Mittelpunkt. Foto: mh

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