Kreis Lippe/Detmold (ab). Drohungen von dubiosen Inkassofirmen, E-Mails mit gefälschten Rechnungen – auch 2014 gehörte die Rechtsberatung zu den Spitzenreitern. Insgesamt 6.564 Anfragen von Ratsuchenden verzeichnete die Verbraucherzentrale Detmold im vergangenen Jahr. Nach wie vor geht es zumeist um Probleme mit Telefon- und Internetanbietern. So fallen auf der Partnersuche im Internet Menschen auf vermeintlich kostenlose oder günstige Probeangebote von Singlebörsen herein. Vor allem Senioren gehörten zu Opfern. Auf Flirtportalen, Singlebörsen oder bei Partnervermittlungen schließen die Nutzer Test-Abos für 1,99 Euro ab. "Daraus wurden plötzlich sehr teure Abos", sagt Beraterin Frauke Heise-Dippel. Hier helfe man den Ratsuchenden beim korrekten Widerruf und informiert über die Unterschiede zwischen kostenloser Anmeldung und Testphase. 2014 waren erneut massenhaft E-Mails mit gefälschten Rechnungen namhafter Unternehmen (wie Amazon, Paypal, Banken oder Telefongesellschaften) im Umlauf. Diese täuschend echt aussehenden Zahlungsaufforderungen sollen zum Öffnen angehängter Dateien verleiten, darin versteckt sich meist schädliche Software wie Trojaner, die Passwörter ausspähen. Eine neue Qualität bei diesen sogenannten "Phishing-Mails" sei bei vermeintlichen Telekom- oder Vodafone-Rechnung erreicht worden: Hier enthielten die Schreiben oft die korrekten Namen der potenziellen Opfer. "Digitale Nutzung führt dazu, dass viele Daten online preisgegeben werden", erklärt Dorothea Nolting, Leiterin der Beratungsstelle an der Lemgoer Straße. Nach wie vor gehörten auch unerlaubte Werbeanrufe zu den Top-Themen. Das sei angesichts des ausdrücklichen Verbots und verschärfter Sanktionen "kaum zu glauben", meint Nolting und rät: "Reden Sie nicht mit denen am Telefon!" Auch dubiose Inkassoforderungen haben die Verbraucherschützer im vergangenen Jahr häufig beschäftigt. Dementsprechend werde man die Problematik genauer aufarbeiten. Den meisten sei ja nicht klar, was ein Inkassobüro eigentlich darf. Auf der anderen Seite liege die Verantwortung auch bei den Verbrauchern selbst. Oft kommen Rechnungen nicht mehr in Papierform, sondern müssen elektronisch angefordert werden oder kommen als Anhang per E-Mail. Das gleiche gilt dann für die Mahnungen. Wer das ignoriert oder aus Unwissenheit gar nicht mitbekommt, für den wird das Schreiben oder der Besuch durchs Inkassobüro zur bösen Überraschung. Beim Thema Verbraucherfinanzen verzeichnete die Verbraucherzentrale einen Nachfrageboom. Häufig ging es um unzulässige Entgelte bei Kreditbearbeitungen oder unzureichende Widerrufsbelehrungen in Immobiliendarlehnsverträgen. Die seien laut Verbraucherzentrale bei rund 75 Prozent aller Baukredite fehlerhaft, weil Banken die zahlreichen Änderungen nicht beachtet oder in ihren der Musterwiderrufsbelehrungen nicht umgesetzt hätten. Neben der allgemeinen Verbraucherberatung gehört die Energieberatung seit gut drei Jahren dazu. 2014 wurde sie 811 mal nachgefragt, davon fanden 121 direkt vor Ort bei den Ratsuchenden statt. Insgesamt bieten mittlerweile sieben Beratungsstellen in Lippe offene Sprechstunden an, eine davon im Kreishaus. Während man anfangs reine Energieberatung zum richtigen Dämmen gegeben hat, kommen heute in Kooperation mit dem Netzwerk "Zuhause sicher" auch Aspekte wie Brandschutz und Einbruchssicherheit dazu, sagt Berater Mathias Ansbach. Ein wichtiges Thema in 2014 der Energieausweis, den Eigentümer bei Verkäufen oder Vermietungen von Immobilien seit einem Jahr vorlegen müssen. Im Rahmen von Aktionen hat die Verbraucherzentrale 2014 Schlüsseldienste unter die Lupe genommen und deren teilweise unlauteres Verhalten aufgezeigt und eine Schimmel- und Feuchtigkeitsberatung für Mieter angeboten. ("Lippe aktuell" berichtete). Nach der eigens erstellten Datenbank für günstige und sichere Stromtarife und Tipps, wie man vom Anbieterwechsel finanziell profitiert, ist etwas ähnliches in diesem Jahr für Gasversorger geplant, sagt Dorothea Nolting. Zunehmend biete das Internet den Einstieg zur Ratsuche, meint Heise-Dippel. Viele schauen erst auf der Seite der Verbraucherzentrale und kommen dann in die Beratungsstelle. Auch wenn die Zahl der Anfragen relativ stabil geblieben sei, so seien die Beratungen in der Regel deutlich zeitintensiver geworden, was daran liege, dass die Sachverhalte heutzutage komplexer geworden sind und viele Menschen damit überfordert seien, sie zu verstehen.
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Wenn ein Internet-Flirt zur teuren Abofalle wird
Die Rechtsberatung war auch 2014 unter den Top-Themen der Verbraucherzentrale NRW
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