Die Elternvertreter beider Kindergärten haben eingeladen: Betroffene des Streiks, Erzieherinnen, den Bürgermeister und Mitglieder des Rates zum Gespräch im Rehburger Kindergarten Spielwiese. Rund 80 Menschen haben schließlich in der Halle der Spielwiese auf winzigen Stühlen gesessen. Eltern sollten zu Wort kommen können, um ihre Nöte zu schildern, gleichzeitig aber auch alle anderen Beteiligten. Auf die dringendste Frage, wie es nämlich weiter gehen wird, hatte allerdings niemand eine Antwort. Die derzeitige Ausgangslage ist für viele Eltern unbefriedigend. Sowohl im Loccumer Uhlenbusch als auch in der Spielwiese sind Notgruppen eingerichtet, die von Erzieherinnen betreut werden. Teilweise sind es Kräfte, die ohnehin dort arbeiten – die für die Kinder also bereits Bezugspersonen sind – teilweise aber auch solche, die für die Dauer des Streiks von der Stadt angestellt wurden. Wie der Name "Notgruppe" aber schon sagt, können nur die Kinder, deren Eltern keine andere Betreuungsmöglichkeit haben, die Tagesstätten besuchen. Viele der Kleinen sind bereits seit Wochen zu Hause, werden von Eltern oder Großeltern betreut. So manche Familie kommt an die Grenzen ihrer Belastungsfähigkeit. Das Durcheinander im Tagesablauf ist das eine, was die Eltern vortragen. Von Kindern, die herumgereicht werden, weil keine andere Möglichkeit besteht, ist die Rede. Andere berichten davon, wie sehr der unregelmäßige Tagesablauf ihre Kinder bedrückt. Manche Kinder, sagt eine Mutter, hätten wieder angefangen sich einzunässen. Dass die Kinder betroffen sind, die Kinder in erster Linie die Leidtragenden des Streiks sind – das klingt bei allen Eltern durch. Die Stimmung schwankt dabei zwischen Zorn und Verständnis. Auf der einen Seite wird Solidarität mit den Streikenden ausgesprochen, auf der anderen Seite herrscht Unverständnis darüber, dass das Mittel des Streiks gewählt wird. Eine bange Frage, die viele umtreibt, wird gleich zu Beginn gestellt: "Seid ihr wirklich bereit das durchzuziehen, bis die Streikkassen leer sind?" Die Angst besteht auf jeden Fall, dass von Woche zu Woche bis in den Juli hinein immer wieder die Ansage kommt, dass die Kindergärten geschlossen bleiben. Auch etliche der Erzieherinnen brachten zum Ausdruck, wie hin und her gerissen sie sich in dieser Situation fühlen. "Zwischen Baum und Borke" fühle sie sich, sagte die Leiterin der Spielwiese, Renate Lustfeld. Andere gingen in Verteidigungshaltung: "Wir sind keine gewissenlosen Menschen!" Rehburg-Loccums Bürgermeister Martin Franke schließlich beklagte sich, dass die öffentliche Darstellung des Streiks in den Medien teilweise etwas einseitig sei. Es sei keineswegs so, dass die Kommunen Millionen Euro verdienten durch den Streik und bezog sich damit auf die Diskussion, ob die Kindergartengebühren für den Streik-Zeitraum den Eltern zurückgezahlt werden müssten. Rein rechtlich, sagte er, müssten sie das nicht. Und bisher stehe die Stadt auch auf diesem Standpunkt. Die Stadt sei aber auch Opfer des Streiks. Zwei Kräfte in der Verwaltung seien vollauf damit beschäftigt, von Tag zu Tag Notlösungen zu finden. Die Stadt könne an der grundlegenden Situation aber nichts ändern, da sie keiner der Verhandlungspartner sei. Er habe ein gewisses Verständnis für die Forderungen der Streikenden, obgleich das Mehr an Geld, das sie forderten, nicht das eigentliche Problem sei. Vielmehr gehe es doch darum, das Berufsbild neu zu definieren – von der reinen Aufbewahrung der Kinder, wie es vor Jahren noch gewesen sei, habe sich der Beruf der Erzieherinnen doch lange schon entfernt. Ein Ergebnis, wie denn weiter mit dem Streik umgegangen werden soll und Eltern und Kinder entlastet werden können, gab es zum Ende des Gesprächs nicht, stattdessen aber einige Vorschläge. Ein ‚Brandbrief’ könne an die Verhandlungspartner geschrieben werden, war ein Einwurf. Und Eltern könnten in die Betreuung in den Notgruppen einbezogen werden. Verabredungen dazu wurden nicht getroffen. Der allgemeine Vertreter des Bürgermeisters, Matthias Struckmeyer, sagte aber, dass die Stadt für alle Vorschläge offen sei, sofern sie sich im rechtlich zulässigen Rahmen bewegten. Foto: jan
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Krisengespräch zum Kita-Streik
Eltern reagieren zwischen Zorn und Verständnis / Keine Antwort auf die dringendste Frage, wie es weiter geht
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