1. Ein ganzer Ort steht unter Schock

    Warum musste Ines K. sterben? / Behörden ermitteln "in alle Richtungen" / Polizei bildet Mordkommission

    Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum

    Seit jenen Mittagsstunden steht der Flecken Lauenau unter Schock. Passanten beobachten, was sie selbst eigentlich nur von Krimis im Fernsehen kennen: Rotweißes Flatterband sperrt den Tatort ab; Männer in weißen Schutzanzügen betreten das Wohn- und Geschäftshaus des bekannten Handwerksmeisters. Sie suchen auch jeden Zentimeter des kleinen Vorplatzes ab und blicken selbst in die Abfalleimer am nahen Bussteig. Am frühen Abend wird die Leiche in einem schwarzen Sarg aus dem Seitentrakt des villenähnlichen Anwesens getragen. Die Obduktion in der hannoverschen Rechtsmedizin erfolgt noch am selben Abend. Welche Erkenntnisse dabei gewonnen wurden, welche Umstände zum Tod führten und wo überhaupt das grausige Ereignis stattfand, sagen weder Polizei noch Staatsanwaltschaft. "Wir ermitteln in alle Richtungen", erklärt Staatsanwalt Nils-Holger Dreißig. Stadthagens Polizeisprecher Axel Bergmann bestätigt am Donnerstagvormittag vor laufenden Kameras mehrerer Sender, dass es sich um ein "Gewaltverbrechen" gehandelt habe. Die unterschiedlichsten Gerüchte, die inzwischen in Lauenau vom "Raubmord" bis zur "Beziehungstat" kursieren, kommentiert er nicht. Bereits kurz nach der Tat richtet die Polizei in einem Sitzungsraum des nahegelegenen Gewerbeparks ein erstes Lagezentrum ein. Daraus wird die Mordkommission "Kamin" mit 18 Beamten gebildet. Mit dieser Zahl werde "die hohe Priorität deutlich, die wir der Tat beimessen", sagt Bergmann. Was bislang von offizieller Seite nicht zu erfahren war, hat das SW inzwischen recherchiert und durch zuverlässige Quellen gesichert. Danach ereignete sich die schreckliche Tat im Seitentrakt des Anwesens – also weder im Wohnhaus noch in der zur Ausstellungsfläche umgebauten kleinen Scheune. Der Ehemann, der mit seiner Tochter zuvor in einer nahen Eisdiele war, habe selbst seine Frau entdeckt und eine Zeugin um Hilfe gebeten. Diese berichtete dem SW von einem "schrecklichen Anblick". Lauenaus Pastor und langjähriger Notfallseelsorger Dieter Meimbresse musste am Mittwochabend der Tochter des Ehepaars die Nachricht vom Tod der Mutter überbringen. Besonders tragisch: Das Kind, das seither bei Verwandten in Obhut ist, wurde am Tag nach dem Mord acht Jahre alt. Über den Aufenthaltsort von Ehemann Uwe K. gibt es keine näheren Informationen. Am Donnerstag war das Anwesen beinahe pausenlos von Kamerateams umlagert. In der Bevölkerung hielt die Diskussion um das Geschehen und mögliche Gründe an; offenbar auch angeheizt durch Meldungen der Boulevardpresse. Vor dem Haus reihten sich am Abend Kerzen und Blumen. Immer wieder standen Passanten fassungslos vor dem Haus des Handwerksmeisters. Bis zum Freitagmittag blieb die Staatsanwaltschaft bei ihren bisherigen Darstellungen. Trotz dringlicher Nachfrage erklärte Pressesprecher Nils-Holger Dreißig, dass es weiterhin keine konkreten Verdachtsmomente hinsichtlich einer Täterschaft gebe. Die Familie K. hatte die frühere Villa des Casala-Mitbegründers Friedrich Voß 2010 erworben und zu ihrem Wohn- und Geschäftssitz umgestaltet. Ein Jahr zuvor hatte die kleine Familie bereits einen schweren Schicksalsschlag verkraften müssen: Am Neujahrstag 2009 zerstörte ein Großfeuer das soeben von ihnen restaurierte alte Fachwerkhaus und ihre gesamte persönliche Habe. Als sie von einem Verwandtenbesuch aus Hannover zurückkehrte, stand sie nur noch vor Trümmern, Flammen und Rauch. Foto: al

  2. Kommentare

    Bitte melden Sie sich an