STADTHAGEN (jl). Ein Elefant und eine Maus, eine Schlange mit zwei Gesichtern, ein Mund, der auf der einen Seite lacht und auf der anderen geschlossen ist – Der Konferenzraum in der Berufsbildenden Schule (BBS) Stadthagen gleicht einem Atelier, weiße Skulpturen aus Porotonstein stehen auf den Tischen. Statt pauken ist an diesem Tag bewerten angesagt.
Es sind die Werke, die die Zwölftklässler der Fachoberschule Gestaltung über 15 Doppelstunden in ihrem Projektunterricht "Plastisches Gestalten" hergestellt haben. Das von Fachlehrerin Rita Wollmann vorgegebene Thema lautete, wie unschwer zu erkennen, "Gegensätze". Eingehüllt in Malerkittel und ausgestattet mit Meißel, Bohrer sowie Schleifpapier mussten die Schüler in bunt gemischten Zweierteams das Material bearbeiten. Vor Publikum stellten sie vor wenigen Tagen die daraus entstandenen Werke vor. Eine Bewertung sollten aber nicht nur Projektleiterin Wollmann und die Zuschauer-Schüler vom Beruflichen Gymnasium abgeben. Als Fachmann mit dem geschulten Blick war Frank Popp angereist. Bei seiner Beurteilung geizte der Bildhauer und Professor für Kunst und Design an der Hochschule Hannover nicht mit Kritik. Geradezu hartnäckig bohrte er bei den Schüler nach. "Warum ist der Bauer im Verhältnis zum König so groß?", fragte er etwa bei einer Schachbrett-Skulptur. "Ist das ein ideologischer Aspekt?" Beim Pendant "offen und verschlossen", detailreich ausgearbeitet als Herz mit passendem Schlüssel, sah er statt des Gegensatzes eher eine "der perfektesten Einheiten". Beim Werk "Vereinigung" bemängelte er, dass zwei Stränge gemeinsam stärker wären, als einzeln, und demnach auch dicker dargestellt werden müssten –"Ihr habt es formal genau andersherum gemacht und werdet immer dünner." Selbst in Richtung der Lehrerseite schickte er Tadel. Schmunzelnd beanstandete er den fehlenden Drehteller für eine einfachere Rundumansicht der Skulpturen. Und dennoch gab es schlussendlich nur Gewinner. Auf ihre ganz individuelle Art und Weise ist jede Skulptur einen ersten Platz wert. Während die eine mit einer sorgfältigen Ausarbeitung glänzte, wurde eine andere thematisch gut umgesetzt. Und allein den kritischen Fragen eines Professors standgehalten zu haben, dürfte für alle eine wertvolle Erfahrung gewesen sein. Foto: jl