1. Sie bezirzt schöne Männer und er 
küsst die Hände der Mesdames

    Glanzvolle Schlagerrevue im Kurtheater / Schreckensminuten nach Unglück / Bühnenpaar zaubert wieder ein Lächeln

    Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum

    Durchlebte sie von Kopf bis Fuß melodisch wie modisch, und hatte dabei vor allem nur eines im Sinn: sein Publikum. Elisabeth Heller und Oliver Timpe, wie der reizende Sonnenschein und Mond im 21. Jahrhundert heißen, animierten in Begleitung ihres "Guten Morgen Orchesters" nicht nur zum Mitsingen, was übrigens "hochgradig erwünscht" war – bereits nach wenigen Tönen verwandelten sich die Gäste kurzerhand in "Capri-Fischer", die in jenen berühmten Schlager einstimmten. Die beiden flirteten geradezu mit der Menge vor der Bühne. Sie bezirzte schöne, fremde Männer; er küsste die Hände der Mesdames. Die Zuschauer, wenn auch wohl ein wenig überrascht, zeigten sich entzückt. Die Wandlungsfähigkeit der beiden ausgebildeten Musicaldarsteller faszinierte. Mal charmant zu "Rote Rosen, rote Lippen, roter Wein", mal ergreifend mit dem Soldatenlied "Lili Marleen".

    Nicht nur dafür gebührt der 31-Jährigen und dem 32-Jährigen großer Respekt. Obgleich "Lady Sunshine" und "Mister Moon" die goldene Ära der Schlager nie selbst erfahren haben, lebten sie sie leidenschaftlich wie authentisch im Licht der Scheinwerfer und entführten das eher betagte Publikum auf eine Zeitreise. Was sie dabei am Bühnenbild einsparten – mehr als eine Art überdimensionaler Bilderrahmen, einen Tisch und zwei Stühle brauchte es nicht –, investierten sie in sich: in ihre Stimmen, in ihren Ausdruck, in ihr Gefühl. Und dennoch: Trotz der glanzvollen Umsetzung einer Revue an längst vergangene Melodien währte die schwungvolle Stimmung nur wenige Lieder. Ein Unglücksfall im Auditorium, wie ihn Veranstalter wie Akteure gleichermaßen noch nicht erlebt hatten, sorgte für Schreckensminuten – ein 67-Jähriger musste von Rettungssanitätern sowie einem noch angeforderten Notarzt reanimiert und ins Krankenhaus gebracht werden. Erst als feststand, dass der Gesundheitszustand des Mannes den Umständen entsprechend wieder stabil war, entschieden sich die Verantwortlichen dazu, die Show fortzusetzen. Einige Plätze blieben nach der langen Pause allerdings frei. Verständlich, obgleich die Theatermannschaft aus Österreich weiterhin ein volles Haus verdient hätte. "Wenn der Mensch nicht mehr kann, fängt er erst an zu schreien und dann fängt er zu singen an", fand Timpe die richtigen Worte. Und bei wem liegen Freude und Trauer näher beinander, als bei einem Clown. Mit dem einfühlsamen "Oh mein Papa" aus der Operette "Das Feuerwerk" eroberten sich "Lady Sunshine" und "Mister Moon" die Bühne zurück. Auch wenn ein Hauch der gedrückten Atmosphäre im Saal verharrte, schaffte es das charmante Bühnenpaar wieder ein Lächeln auf die Gesichter zu zaubern – nicht zuletzt mithilfe ihrer Musiker, die im "heißen Fummel"à la Timon und Pumbaa, die unerschrockenen Begleiter des Disney-Löwenkönigs, zwar nicht Hula tanzten, aber die Melodie dazu spielten: herrlich amüsant, wie der "Honolulu-Strandbikini"über die Bühne fegte und einen mitriss ins Land der Träume, in die Zeit der Zwanziger bis Fünfziger. Foto: jl

  2. Kommentare

    Bitte melden Sie sich an