SAMTGEMEINDE NENNDORF (jl). Der Nenndorfer Behinderten- und Seniorenbeirat stellt Vieles auf die Beine – wovon nur Weniges, so scheint es manchmal, ins Bewusstsein der Bürger dringt. Oder hätten Sie gewusst, dass Sie die neue Brücke über den Radbach zwischen dem E-Center und Möbel Heinrich nur dem Einsatz des Beirates zu verdanken haben?
Und das stört Friedrich Kräft. Seit sechs Jahren ist er der Vorsitzende, bei den Neuwahlen des Gremiums am 3. Juni kandidiert er aber nicht erneut. Auf Einladung der SPD-AG "60 plus" zog der 76-Jährige im Parkhotel vor gut einem Dutzend Zuhörer Bilanz. Er berichtete über die vielen behinderten- und seniorenfreundlichen Projekte, die der siebenköpfige Beirat in den vergangenen Jahren angeschoben hatte: von den Lesepaten über die Notfallkarte bis zum Bürgerbus. Aber auch seinem Ärger machte er Luft. Eine Einladung zur Einweihung der besagten Brücke etwa habe ihn und seine Mitstreiter nie erreicht, "obwohl wir das Geld besorgt haben". Die Beiratsmitglieder waren es, die die beiden Unternehmen angeschrieben und nach einer Finanzspitze gefragt hatten. Insgesamt habe die Wertschätzung des Beirats leider nachgelassen. Immer erst zu sagen, etwas gehe nicht, missfällt Kräft. Prinzip des Beirates und sein eigenes ist es, zu schauen, wie es denn funktionieren könnte. Ein Projekt, das ihn nach eigenen Angaben sehr bewegt hat, ist der Bewegungspark vor der Landgrafentherme. Dessen Installation für fast 30.000 Euro vor gut fünf Jahren sei wegen diverser Blockaden nicht einfach gewesen. Von der Politik abgewinkt, suchte der Seniorenbeirat auf eigene Faust nach Geldgebern und fand sie. "Denn am Ende geht es doch!", so Kräft. Heute werde das Angebot gut angenommen – von Älteren und Jüngeren. Ein weiteres Beispiel: Das sogenannte Euro-Schloss an der Wandelhalle kam Ende 2013 auf Initiative des Seniorenbeirats, ein Jahr nach der Antragsstellung. "Für einen Kurort müsste diese 380-Euro-Investition doch selbstverständlich sein", ärgert sich Kräft noch heute. Mit entsprechendem "Euro-WC-Schlüssel" können Behinderte und chronisch Kranke die sanitäre Einrichtung zeitlich unbegrenzten nutzen. Obgleich der Behinderten- und Seniorenbeirat schon vieles erreicht hat, gibt es immer noch genug "Baustellen". Eine befindet sich zum Beispiel in der Bornstraße gegenüber der Schlaffhorst-Andersen-Schule. Hier ist Kräft zufolge der Gehstreifen oftmals so zugeparkt, "dass da kein Rollator durchkommt". Zudem plädierte er für altengerechtes und barrierefreies Wohnen in der Stadt, das auch für "einen normalen Menschen" bezahlbar sei. Beim Seniorentaxi setzt sich das Gremium aktuell für die Abschaffung der Zeitbegrenzung ein, damit die Senioren auch morgens das Angebot nutzen können. Zudem sucht der Beirat weiterhin nach einer altersgerechten Begegnungsstätte. Kräft hofft auf einen Platz im Kurhaus. Einen Hinweis hatte noch Jürgen Paxmann mitgebracht: Der Seniorenbeirat sollte die Älteren auf dem Weg in die "digitale Welt" stärker mit konkreten Angeboten unterstützen, damit sie den Anschluss nicht verpassten. Foto: jl