VEHLEN/LANDKREIS (jl). Aus drei mach eins – Die ersten Umstrukturierungen auf dem Weg zum Gesamtklinikum Schaumburg werden bereits in wenigen Wochen deutlich spürbar. So lautete das Fazit der Medizin- und Personalkonzeptvorstellung am Freitag auf der Baustelle in Vehlen.
"Der Countdown läuft: Wir fangen an die Strukturen zu verändern – jetzt schon", verdeutlichte Achim Rogge, Sprecher der Geschäftsführung der Krankenhausprojektgesellschaft Schaumburg. Als definitiven Einzugstermin nannte er den Dezember 2016. Bis dahin greift bereits ein standortübergreifendes Schwerpunktkonzept. Thema Personalabbau: "Natürlich werden wir Stellen abbauen, aber das ist ein hochdynamischer Prozess und geschieht überwiegend über natürliche Fluktuation", betonte der Mediziner und Betriebswirt. Eine Massenentlassung sei "völlige Utopie". Für das neue Klinikum planen die Verantwortlichen mit etwa 600 Vollzeitkräften, was wegen zahlreicher Teilzeitstellen rund 800 Mitarbeitern entspricht. Das bedeutet, dass es nach heutigem Stand einen Überhang von 188 Vollzeitkräften geben wird. Aber, so Rogge: Der Großteil der Stellen reduziere sich durch das Auslaufen von Zeitverträgen, Berentung und Altersteilzeitmodellen. Demnach müsste rein theoretisch 32 Vollzeitkräften, also etwa 40 Mitarbeitern, Ende 2016 betriebsbedingt gekündigt werden. Wie Landrat Jörg Farr dazu betonte, seien Landkreis und Geschäftsführung aber sehr versiert und bemüht, dies zu verhindern und Alternativen zu finden. Schließlich sei dies auch schon beim bereits vollzogenen Stellenabbau gelungen. Vorstellbar sei, das ausscheidende Personal etwa in kreiseigenen Einrichtungen unterzubringen. Betroffen sei fast ausschließlich der medizinisch-technische Bereich, in dem der Bedarf durch die Zusammenführung der Häuser naturgemäß sinke, so Rogge. Das Arzt- und Pflegepersonal könnte hingegen in den kommenden Jahren noch aufgerüstet werden. Bereits in wenigen Wochen werden die ersten Strukturveränderungen, die die Zusammenlegung der drei Krankenhäuser vorbereiten sollen, spürbar: Ab 1. Juli wird am Rintelner Standort nicht mehr operiert. Die unfallchirurgische Versorgung übernimmt für den kompletten Landkreis Stadthagen. Dadurch wird das Verletzungsartenverfahren (VAV) wiedererlangt. Das heißt, es gibt Zuweisungen von Unfallverletzten mit bestimmten schweren Verletzungen. Ohne diese Beteiligung wären es laut Rogge jährlich 200 Fälle weniger, wodurch wiederum medizinische Qualität verloren ginge. Zudem gibt der Weserstandort die Fachbereiche Gastroenterologie und Kardiologie auf. Die Schultergelenk-Chirurgie wird in Bückeburg fokussiert, Lager und Küche werden nach Stadthagen verlegt. Rinteln konzentriert sich künftig auf die Geriatrie und eine neurologische Abteilung mit sogenannter "Stroke Unit" für Schlaganfallpatienten, das Bethel-Krankenhaus in Bückeburg auf den Aufbau der Fachrichtung Lungenheilkunde. Damit beherbergt das neue Schwerpunktkrankenhaus medizinische Angebote, die im Landkreis derzeit noch nicht vorgehalten werden können. Dazu gehört beispielsweise auch die Magnetresonanztomographie (MRT). Eine vorzeitige Zusammenführung der beiden Geburtenstationen in Bückeburg und Stadthagen sieht das Konzept trotz betriebswirtschaftlicher Kontrapunkte nicht vor. "Die bleiben bis zum Umzug", versicherte Rogge. Mit dem Klinikneubau erhalte das Schaumburger Land einen "Zugewinn an medizinischer Qualität", wie der Sprecher der Geschäftsführung ferner herausstellte. Dadurch eröffne sich auch die Chance auf eine Kooperation mit der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Es sei zugesagt worden, so Rogge, aus dem hiesigen Klinikum ein akademisches Lehrkrankenhaus zu machen. Dadurch erhoffe man sich, die jungen Mediziner auch nach ihrem Studienabschluss dauerhaft nach Schaumburg holen zu können. Foto: jl