Hannover 96 zeigte nicht immer überzeugende Leistungen, war anfällig in der Defensive und ließ im Angriff häufig Effektivität, Präzision und Kreativität vermissen. Dennoch sammelte die Mannschaft Punkte, Platz vier nach elf Spieltagen war eine respektable Leistung. Doch danach sollte es stetig abwärts gehen. Neu eingekaufte Spieler blieben hinter den Erwartungen zurück. Wer hätte trotz allem aber gedacht, dass der Sieg am 16. Spieltag gegen Augsburg für lange Zeit der letzte sein sollte? Am letzten Spieltag der Hinrunde begann die lange Durststrecke mit einem glücklichen 2:2 gegen Freiburg. Eigentlich frisch und vorbereitet aus der Winterpause gekommen, folgten in den nächsten Monaten teils erschreckend schwache, teils glücklose, immer aber erfolglose Spiele. Besonders in dieser Zeit wurden die völlige Harmlosigkeit vor dem gegnerischen und die Anfälligkeit vor dem eigenen Tor schmerzlich deutlich. Zwangsläufig stellt sich so auch irgendwann die Frage, ob der Trainer noch der richtige ist. Nach dem 29. Spieltag, Korkut hatte, auch durch oft nicht nachvollziehbare taktische Entscheidungen, bei vielen Fans schon zuvor den letzten Kredit eingebüßt, beantworteten auch Sportdirektor Dirk Dufner und Präsident Martin Kind diese Frage mit einem Nein. Beim 0:4 in Leverkusen und einem erschreckend schwachen Auftritt seiner Mannschaft saß der Coach das letzte Mal auf der Bank. Während des sportlichen Niedergangs wurde ein weiteres Problem in dieser Saison besonders deutlich: der fehlende Rückhalt in der aktiven Fanszene und ihre Nicht-Anwesenheit. Nach einem schon länger schwelenden Streit mit der Klubführung hatte diese sich der zweiten Mannschaft von 96 zugewendet und fiel bei Spielen der Profis höchstens durch "Kind muss weg"-Rufe auf, was andere Anhänger wiederum häufig mit lauten Pfiffen quittierten. Ansonsten herrschte in der HDI-Arena meist eine bedrückende Stille, was einer verunsicherten Mannschaft auf dem Platz nicht gerade den Rücken stärkte. Mit dem Trainerwechsel von Korkut zu Frontzeck, 96 war bereits auf den 15. Tabellenplatz gefallen, kehrte zumindest ein Stück weit die Hoffnung auf baldige Veränderung zurück. Die aktiven Fans machten in der Nordkurve einen Anfang und kehrten am 30. Spieltag lautstark zurück. Doch zunächst ging es weiter abwärts auf den vorletzten Platz, ehe sich die ‚Roten‘ am vergangenen Spieltag mit dem erlösenden ersten Sieg der Rückrunde "ausgerechnet" gegen Augsburg wieder auf Rang 15. kämpfte. Wie es am heutigen Sonnabend auch ausgeht, zur neuen Saison, ob in der 1. oder 2. Bundesliga, wird sich bei Hannover 96 einiges ändern. Ob Dufner Sportdirektor bleibt, ist fraglich. Ob Michael Frontzeck Trainer bleibt, ist offen. Dass Leistungsträger und Kapitän Lars Stindl den Verein in Richtung Mönchengladbach verlässt, ist sicher, ebenso dass Jimmy Briand nach Frankreich zurückkehrt. Bei einem Abstieg wären die beiden wohl nicht die einzigen. Die Planungen für die nächste Spielzeit liegen bis nach dem heutigen Spiel allerdings auf Eis. Präsident Kind verhängte bereits im vergangenen Monat einen Planungsstopp, "solange wir nicht wissen, wo wir nächste Saison spielen." Denn ein Abstieg könnte neben Nerven viele Millionen Euro kosten.
-
Einfach zum Vergessen diese Saison
Guter Beginn, Sieglos-Serie, Abstiegskampf: Hannover 96 hat in dieser Saison mehr Tiefen als Höhen erlebt
Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum