HÜLSEDE (al). Die Reihe der "Ton in Ton"-Veranstaltungen findet immer mehr Beachtung. Zu der jetzt fünften Veranstaltung war die Hülseder Ägidien-Kirche voll besetzt. Allerdings musste das Publikum Ausdauer mitbringen. Worte und Klänge zu den historischen Malereien reihten sich über zwei Stunden.
Die Mischung aus Konzert und Andacht, Theater und durchaus provozierenden Gedanken ist inzwischen ein fester Termin im jährlichen Angebot und soll sich noch bis zum Luther-Jahr 2017 fortsetzen. Denn es ist schon außergewöhnlich, dass eine Gemeinde nur wenige Jahre nach Einführung der Reformation einem heute unbekannten Künstler den Auftrag zur Ausgestaltung von Decken und Gewölben gab. "Bilderbibel" wurde seine Arbeit lange Zeit genannt und galt als einprägsam angesichts des im 16. Jahrhundert noch weit verbreiteten Analphabetentums.
Doch "Ton in Ton"-Initiatorin Christina Ziegler ist sich sicher, dass hinter den vermeintlich naiven Darstellungen viel mehr steckt. Denkanstöße dazu gibt sie in ihrem "Brief an den unbekannten Maler", den Kirchenvorsteher Clemens-Christian Stummeyer verlas. Hinzu kamen Texte von Pastor Dieter Meimbresse aus dem Lutherischen Katechismus. Das konzertante Beiwerk besorgten Ziegler mit der neuen Kreiskantorin Daniela Brinkmann und dem Trompeter Hartmut Grün sowie der Männerchorgemeinschaft Lauenau/Messenkamp, die sogar mit dem "kleinen grünen Kaktus" im sakralen Ambiente aufwartete.
Weitaus ernster ging es in den Spielszenen zu, mit denen das aus acht Kindern und Jugendlichen bestehende "TonTheater Hülsede" das örtliche Leben im 17. Jahrhundert darstellte. Ein Streit entbrannte innerhalb einer Familie, weil der Vater an einer Ganzkörpertaufe im alten Becken unter dem Kirchturm festhielt, während der Pastor die Zeremonie am neuen steinernen Gefäß mit der Christusfigur besorgen wollte.
Diese "doppelte Taufe", wie auch das Motto der Veranstaltung hieß, war Anlass, auf weitere rätselhafte Darstellungen von Taufszenen zu blicken. Der Lichtstrahl einer Taschenlampe führte auf die richtige Spur. Weil aber der Künstler naturgemäß keine Antworten mehr geben konnte, blieb es bei den Denkanstößen und der Aufforderung, sich mit den bildlichen Darstellungen und deren Symbolik auseinander zu setzen. "Nehmen Sie viele gute Gedanken und Eindrücke mit nach Hause", riet die Veranstalterin dem Publikum mit der Aufforderung, die Kirche bald einmal wieder zu besuchen. Foto: al