1. Nele, die Landesstraße und der Bürgermeister

    13-Jährige erlebt den Zukunftstag als Journalistin und begleitet eine Mitarbeiterin des Wunstorfer Stadtanzeigers

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    Ein Ansatzpunkt, der Nele interessiert, steckt in ihrer eigenen Vergangenheit. Denn schon im Alter von fünf Jahren hat sie Berührung mit dem Zeitungswesen gehabt. Damals war zu lesen: "Nele schreibt an den Bürgermeister". Der Zustand der Landesstraße 360 in der Ortsdurchfahrt Loccum, direkt vor ihrer Haustür, brachte sie – beziehungsweise ihre Mutter – dazu, dem damaligen Bürgermeister Rehburg-Loccums, Dieter Hüsemann, zu schreiben. Der Fußweg sei gefährlich eng, da müsse etwas getan werden, schrieb Nele. Zum Bauern nebenan könne sie alleine nicht gehen und deshalb müsse etwas geändert werden. Neles Briefe haben damals dazu beigetragen, den Ausbau voran zu treiben.

    Dem ersten Kontakt zu Dieter Hüsemann hat sie nun beim Zukunftstag einen weiteren folgen lassen, hat ihn besucht und interviewt: "Das hat Spaß gemacht." Dieter Hüsemann sitzt in seinem Wohnzimmer in einem Sessel und erinnert sich gerne an damals vor acht Jahren, als er Briefe von einer Fünfjährigen bekam. "Das war eine erfolgreiche Aktion und der Abschluss eines langen Bemühens." In Loccum hätten seinerzeit auch andere sich darum bemüht, den Ausbau der Landesstraße voranzutreiben. Eine Bürger-Initiative und den Abt nennt Hüsemann. Die Briefe von Nele hätten aber vielleicht im Ministerium den Ausschlag gegeben, den Ausbau etwas früher als ursprünglich geplant zu machen. Initiativen von Bürgern könnten eben doch eine Menge bewirken. Drei weitere gute Beispiele dafür seien der Bau der Loccumer Kinderkrippe ‚Puttfarken’ aus einer Eltern-Initiative heraus, der Erhalt und die Sanierung des Rehburger Rathskellers durch den Rehburger Bürger- und Heimatverein und die Sicherung der Sonderabfalldeponie Münchehagen, die ohne eine Bürger-Initiative sicherlich nicht zu diesem Ergebnis geführt hätte. "Es ist relativ viel in Bewegung in der Stadt", meinte Hüsemann.

    Viel Bewegung hat es auch im Leben von Dieter Hüsemann gegeben und sein Berufsweg war keinesfalls von Anfang an so vorgesehen. Eigentlich wollte der 68-Jährige etwas im naturwissenschaftlichen Bereich machen. Mathe, Physik und Chemie – das waren seine starken Fächer in der Schule. Da gab es aber keine Ausbildungsplätze und so landete er in einer Verwaltung. "Ich habe aber festgestellt, dass bei entsprechendem Engagement auch das Interesse wächst", sagte Hüsemann schmunzelnd. Auch eine Laufbahn als Journalist hätte er sich zeitweilig vorstellen können und erzählte von der relativ provokanten Jugendzeitung, in deren Redaktions-Team er war. Einmal habe er geschrieben, dass der Pastor bestenfalls bei Spendenaufrufen die Stimme noch erhebe. Daraufhin habe der die Jugendlichen von der Kanzel herab niedergemacht. In der nächsten Ausgabe der Jugend-Zeitung sei als Reaktion darauf eine leere Seite erschienen. Nur mit dem Hinweis, dass dort die Stellungnahme des Pastors hätte stehen können. Rückblickend auf seine Verwaltungslaufbahn und ohne Bedauern über die verpasste Chance, Journalist zu werden, sagte er aber: "Ich habe Glück gehabt und bin mit meinem Berufsweg sehr zufrieden."

    Seit drei Jahren ist er nun schon nicht mehr Bürgermeister Rehburg-Loccums, sondern in Pension. Jetzt ist der engagierte Hüsemann ehrenamtlich unterwegs. Er ist Vorsitzender des Fördervereins der ‚Romantik Bad Rehburg’, hält Vorträge über interessante Persönlichkeiten der Region wie Ernst Jünger, Wilhelm Busch und die Loccumer Hexen. Zusätzlich war er bis vor einem Jahr im Vorstand der Evangelischen Heimvolkshochschule Loccum. Sportlich betätigt er sich auch noch – und kümmert sich intensiv um seine Enkel. Beziehungsweise kümmerten sie sich um ihn.

    Nele Korte und Beate Ney-

    JanßenFoto: jan

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