WIEDENSAHL (mh). Hätte Wilhelm Busch das noch erleben dürfen, mit Sicherheit hätte es dem sprachgewandten Multitalent ausnahmsweise die Sprache verschlagen. Unter dem Beifall der zahlreich anwesenden Gäste wurden am Mittwoch im Garten des Alten Pfarrhauses neun Holzstelen enthüllt, die die Hauptdarsteller der Max & Moritz-Geschichte zeigen. "Jede Menge Holz", brachte es der künstlerische Leiter Kai Kandziora auf den Punkt. Seit Oktober hatten 20 Teilnehmer des Bruchhofs in Stadthagen an diesem bildhauerischen Großprojekt gearbeitet. Mitte Juli 2014 bekam Kandziora die Anfrage, ob er sich vorstellen könnte, dieses Projekt zu realisieren. "Große Zeit zum Nachdenken hatte ich nicht, denn mir wurde mitgeteilt, dass der Lkw mit den Stämmen schon unterwegs sei", erklärte er. Also ging es los, zuerst stand das Studium der Geschichten auf dem Programm. Die Herausforderung war, die von Busch filigran gezeichneten Figuren vereinfacht zu groben Holzfiguren zu stilisieren, blickte Kai Kandziora zurück. Zuerst begann die Arbeit an Tonmodellen, dann traute man sich an den Werkstoff Holz ran. Eine spannende Aufgabe, denn kaum ein Teilnehmer hatte Erfahrung in der Arbeit mit Holz. Ende März war es dann soweit: Aus den vier bis fünf Meter langen Lindenholzstämmen, die aus dem Landkreis kommen, sind farbige Kunstwerke geworden, die nun unübersehbar am Alten Pfarrhaus zu bewundern sind. Neben Max und Moritz, die keck über den Garten blicken, schaut sich auch Wilhelm Busch höchstpersönlich das Geschehen an. Ein mehr als würdiges Geburtstaggeschenk zu seinem Geburtstag, der sich am Mittwoch zum 183. Mal jährte.
Ermöglicht hat dieses Projekt eine Kooperation der Schaumburger Landschaft, der Museumsleiterin Gudrun-Sophie Frommhage-Davar und des Bruchhofs. Dort ist auch eine Ausstellung geplant, die den Entstehungsprozess der Figuren dokumentiert. Die metallgestaltenden Klassen der Berufsbildenden Schulen Stadthagen werden zusätzlich in der nächsten Zeit Metalltafeln anfertigen, die dann an den Stelen angebracht werden. Einen besonderen Dank richtete Ortsbürgermeisterin Anneliese Albrecht in ihrer Ansprache auch an die Wiedensahler Helfer, die mit Trecker und Bagger die im Vorfeld im Pfarrgarten die Löcher für die Stelen ausgehoben hatten. Auch wenn die Geschichten und die Protagonisten rund um Max & Moritz mittlerweile unsterblich sind, vor dem Altern sind auch sie nicht gefeit. "Ich freue mich schon und bin gespannt, wie sich die Holzstämme im Laufe der Jahre verändern", blickte Gudrun-Sophie Frommhage-Davar voraus. Das Wetter und die Witterung werden Spuren hinterlassen, erklärt sie. Die Holzstelen bleiben auf unbestimmte Zeit, so lange wie möglich, stehen. Im besten Fall bis zum nächsten runden Jubiläum: Vielleicht klappt es ja bis zum 175. Max & Moritz-Jubiläum, garantiert reichen wird es bis zum 185. Geburtstag von Wilhelm Busch in zwei Jahren. Foto: mh