1. Ein Stück Normalität zurückgeben

    Kinderschutzbund Schaumburg startet mit einer Trauergruppe für Kinder

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    STADTHAGEN/LANDKREIS (mh). Zum Leben gehört das Sterben dazu. Mit dem Tod einhergehend hält die Trauer Einzug, immer dann, wenn ein Familienmitglied, ein Freund, ein Bekannter oder einfach nur ein geschätzter Mensch stirbt. Was für viele Erwachsene schon schwer zu fassen ist – Sterben, Tod und Trauer – ist für Kinder oftmals der erste starke Einschnitt in ihrem Leben. Geht es um den Verlust eines nahestehenden Angehörigen, gerät mitunter das Familiengefüge ins Wanken.

    "Kinder neigen dazu, ihre Eltern mit ihrer eigenen Trauer nicht zu belasten. Verdrängen Eltern ihre Trauer, übernehmen die Kinder dieses Verhalten", erklärt Trauerbegleiterin Sabine Kemmann. "Die Kinder vergessen das Kindsein", verdeutlicht Christine Göbel, stellvertretende Vorsitzende vom Hospiz- und Palliativnetzwerk Schaumburg. Kinder einen Raum geben für ihre Trauer, sie ermutigen, ihre Gefühle auszuleben, ihnen zeigen, sie sind nicht allein, denn es gibt auch andere, die Ähnliches durchmachen – Dieses alles hat sich die Kindertrauergruppe des Kinderschutzbundes Schaumburg zum Ziel gesetzt. Das Projekt, das komplett aus eigenen Mitteln finanziert wird, soll bestehende Lücken schließen, sagt Gay Mennicken, Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes. "Unsere hauptamtlichen Sozialarbeiter haben uns darauf hingewiesen, dass ein Angebot fehlt, mit dem Kinder gesondert aufgefangen werden."

    Die Kindertrauergruppe bietet einen stabilen und geschützten Rahmen, einen Raum für Kinder aus dem Landkreis, um mit ihrer Trauer da zu sein, Fragen zu stellen und Antworten zu finden. Acht Gruppentreffen und ein Elternabend sind geplant. In der Gemeinschaft begegnen sich Kinder und Jugendliche mit ähnlichen Erfahrungen. Für alle Gefühle ist Platz: Trauer, Wut aber auch Fröhlichkeit. "Wir wollen den Kindern ein Stück Normalität zurückgeben", sagt Sabine Kemmann. Die Pädagogin verfügt unter anderem über Erfahrung in der Hospizarbeit und Trauerbegleitung. Bereits vor zwei Jahren war sie Teil eines ähnlichen Projektes in Rinteln. In Zusammenarbeit mit dem Hospizverein wurde dort seinerzeit eine erste Kindertrauergruppe angeboten. Mit weitreichendem Erfolg. "Oftmals war es so, dass die Eltern, die ihre Kinder dahinbrachten, nach und nach selber ins Gespräch untereinander kamen", blickt sie zurück. So erkannten auch die Erwachsenen, dass sie mit ihrer Situation nicht allein waren.

    Die Kindertrauergruppe sorgt auch für Entlastung der Eltern. Denn manchmal brauchen Kinder einfach auch mal ein Stück Normalität, dass können Eltern in ihrer eigenen Trauer oftmals nicht leisten. Kreative Angebote, Spiele und Bewegung – mit allen Sinnen können sich die Kinder in den Gruppentreffen ausdrücken. Den Tod, das Sterben und die Trauer zu tabuisieren, mache die Situation für die Kinder nur noch schwieriger. Das Projekt spricht Kinder und Jugendliche an, deren Trauer nicht immer einen aktuellen Bezug haben muss. Denn auch wenn ein Trauerfall schon Jahre zurückliegt, der Verlust bleibt mitunter tagtäglich spürbar. Die Teilnahme ist kostenfrei, darauf legt der Kinderschutzbund Schaumburg wert. Dennoch, Spenden für dieses wichtige Projekt sind nicht nur gern gesehen, sondern helfen zudem, dieses Angebot langfristig in Schaumburg aufrecht erhalten zu können.

    Einen konkretes Startdatum gibt es nicht, jetzt dürfen sich erst einmal alle Interessierten melden. Mit den wöchentlichen Treffen wird begonnen, wenn sich die Teilnehmergruppe gefunden hat. Eine Begleitung vorab ist trotzdem möglich.

    Für Fragen steht der Kinderschutzbund unter der Nummer 05721/72474 oder info@kinderschutzbund-schaumburg.de zur Verfügung. Weitere Informationen gibt es auch auf der Internetseite www.kinderschutzbund-schaumburg.de. Foto: mh

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