1. Wetten auf die Hutfarbe der Queen

    Hörfunkkorrespondentin berichtete beim Lions Club Oerlinghausen über London

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    Oerlinghausen-Helpup (kd). Albert Einstein wird der Ausspruch zugeschrieben, es sei leichter ein Atom zu zertrümmern als ein Vorurteil. Auch über die Engländer schlechthin kursiert so manche vorgefasste Meinung. Dass sich die Realität oft anders darstellt, verdeutlichte Dr. Gabi Biesinger. Die ARD-Hörfunkkorrespondentin sprach auf Einladung des Lions Clubs im Alten Krug in Helpup.

    Im vollbesetzten Saal der Gaststätte plauderte die Journalistin über Alltägliches, berichtete von ihren Erfahrungen am Wohnsitz London und analysierte das politische Geschehen. Dr. Gabi Biesinger wurde in Detmold geboren, hat in Lage die Schule besucht, studierte in Canterbury und wurde in Münster promoviert. Die Auslandskorrespondenten Dieter Kronzucker und Hanns Joachim Friedrichs waren ihren Vorbilder. "Das möchte ich auch einmal machen", dachte sie sich. Bis dahin war es noch ein weiter Weg. Mit 16 Jahren begann sie, für die Lokalzeitung zu schreiben. Zu den Terminen fuhr sie mit dem Fahrrad und achtete darauf, dass niemand erfuhr, wie jung sie noch war.

    Beim Südwestrundfunk absolvierte sie dann ein Volontariat – und machte dort Karriere. Seit mehr als zwei Jahren arbeitet sie für den Sender in London. Mit zwei Kollegen ist sie für die Berichterstattung im Hörfunk aller ARD-Anstalten im Einsatz, notfalls auch nachts. Im Gespräch mit dem Oerlinghauser Journalisten Horst Biere verriet sie, wie sich ihr persönliches "perfekte Wochenende" darstellt: "ohne Rufbereitschaft".

    Inzwischen würden die Briten die Deutschen sehr bewundern, sagte Dr. Biesinger. Das Britische Museum habe jüngst eine viel beachtete Deutschland-Ausstellung gezeigt, im Radio lief dazu eine 30-teilige Serie und "ich habe das Gefühl, jeder Zweite kommt gerade von einem Besuch in Berlin zurück". Großen Erfolg habe seit kurzem eine Imbisskette, die deutsche Bratwürste verkauft.

    Um herauszufinden, was die Engländer bewege, habe sie sich in London einem Chor angeschlossen. Nach den Proben sei ein Besuch im Pub Pflicht und dort erlebe sie "ein authentisches britisches Umfeld". Für Fahrten empfahl Dr. Biesinger die U-Bahn, denn London habe das dichteste Netz der Welt. Wenn man pünktlich ankommen wolle, dürfe man jedoch niemals den Bus nehmen. Auch Radfahren werde immer beliebter, "man fährt immer im Pulk".

    Sogar zum Tee mit der Queen war die Journalistin schon geladen "gemeinsam mit 7.999 anderen Gästen". Im Garten des Buckingham Palace mussten die Damen selbstverständlich mit Hut erscheinen. Und beim Rennen "Royal Ascot" werde nicht nur auf Pferde, sondern auch auf die Hutfarbe der Königin gewettet, hat die Korrespondentin erfahren. Sie rechnet damit, dass Elisabeth II. noch lange auf dem Thron bleiben werde. Der Ausgang der Wahl am 7. Mai sei völlig offen, sagte Dr. Biesinger. Einen eindeutigen Sieger werde es wohl nicht geben. Es sei auch deshalb so spannend, da die Engländer keinerlei Erfahrungen mit Koalitionsbildungen haben.

    Zwei weit verbreitete Vorstellungen konnte die Hörfunkkorrepondentin schließlich auch noch entkräften: Die in Deutschland so beliebte Schriftstellerin Rosamunde Pilcher sei in Großbritannien völlig unbekannt, sagte sei. Und die Frage nach dem oft zitierten Londoner Wetter beantwortete sie unter Hinweis auf die Statistik. Danach gehe in Oerlinghausen pro Jahr wesentlich mehr Regen nieder, und London habe eine deutlich höhere Durchschnittstemperatur.

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