1. Für den Start in ein neues Leben

    Neues Wohnheim für Suchtkranke in Schieder-Schwalenberg bezugsfertig

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    Schieder-Schwalenberg (nr). Für gewöhnlich gilt ein Neuanfang als nicht gerade einfach. Im Falle von Alkohol- und Medikamentenabhängigen, die in ein Stück Normalität zurückkehren wollen, ist er sicherlich um einiges schwieriger. Dafür, dass dieser Neuanfang gelingt, setzt sich der "Verein für Rehabilitation Schlangen/Lippe" ein. Das neue Wohnheim "Startbahn" in Schieder-Schwalenberg wird ab 1. April für 16 Alkohol- und Medikamentenabhängige Dreh- und Angelpunkt für einen Start in ein neues Leben sein.

    Zur Zeit sind die Suchtkranken noch in einem Wohnheim in Kohlstädt untergebracht. Aufgrund des Wohn- und Teilhabegesetzes ist eine bestimmte Einzelzimmerquote unabdingbar, sodass der Verein händeringend nach einem Ersatzbau gesucht hatte. Letztendlich wurde es ein gut durchdachter und ganz auf die Bedürfnisse der Bewohner abgestimmter Neubau.

    "Es geht hier nicht um Menschen, die abhängig sind von illegalen Drogen", betont Ann-Christin Hausmann, Vorstandsmitglied im Verein und Heimleitung. "Die Bewohner haben eine zehntägige Entgiftung von Alkohol und Medikamenten hinter sich, schaffen es aber nur mit ambulanter Hilfe nicht aus dem Suchtkreislauf."

    Aufgrund eines Unterbringungsbeschlusses werden sie – je nach Fall – zwischen sechs Monaten und zwei Jahren im Wohnheim verbringen.

    Das Ziel ist eine schrittweise Annäherung an den normalen Alltag, Abstinenz ist dabei die wohl wichtigste Regel.

    "Wir haben oft sogenannte Drehtürpatienten", weiß Ann-Christin Hausmann. "Oftmals haben diese Menschen viele Therapien hinter sich, schaffen die Abstinenz aber nicht aus eigener Kraft." Was für die meisten Menschen als alltäglich empfunden wird, kann für Menschen mit Suchthintergrund schwerwiegende Probleme mit sich bringen. Dabei seien die Hintergründe der Erkrankungen sehr vielfältig. Was jedoch fast allen gemein ist, ist die fehlende Stabilität durch die Familie. Nicht wenige Suchtkranke verlieren im Laufe der Zeit jeglichen Kontakt zur eigenen Familie, aber auch zu Freunden und Bekannten.

    "Das Wohnheim und der enge Kontakt zwischen den Bewohnern und auch den Mitarbeitern lässt ein mögliches Ziel, nämlich Sozialkontakte herzustellen, wieder in greifbare Nähe rücken", erklärt Ann-Christin Hausmann. "Es gibt einen fest gegliederten Tagesablauf, in den jeder Bewohner eingebunden ist.

    Gemeinsames Essen, waschen, putzen, arbeiten, gemeinsam freie Zeit verbringen sind immer wiederkehrende Aufgaben."

    Tatsächlich klingt das einfacher, als es für die Bewohner der Startbahn sein wird, denn das Wohnheim gehört zu den geschlossenen Einrichtungen. Für die suchtkranken Bewohner bedeutet dies, dass die Außentüren für sie – zumindest in den ersten Wochen – geschlossen bleiben und auch die vielen bruchsicheren Fenster lassen sich nicht öffnen.

    "Das klingt im ersten Moment schlimm", bestätigt Architekt Germar Vogt aus Lemgo. "Aber das Wohnheim ist kein Gefängnis. Hier hat jeder sein eigenes Zimmer, kann aber zu jeder Zeit die Gemeinschaftsräume oder den Innenhof aufsuchen."

    Für den Architekten und die Mitarbeiter war die Planung des Innenhofes von besonderer Bedeutung.

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    Die 120 Quadratmeter Innenhof sollen ein Gefühl von Freiheit aufkommen lassen. Gebunden an die Fördermittel und die Bewilligungsflächen, war für die Planungen von Germar Vogt eine Zimmergröße von 15 Quadratmetern vorgegeben. Jeweils zwei Bewohner werden sich dabei ein Badezimmer teilen müssen. 740 Quadratmeter Wohnfläche hat das Haus insgesamt, dabei ist das Obergeschoss ausschließlich für die Technik gedacht,

    "Bei einem solchen Objekt, das zugleich einen geschlossenen Charakter hat, muss die Technik nicht nur einwandfrei funktionieren, sondern natürlich auch an Notfallpläne gedacht werden", greift Germar Vogt das Thema Sicherheit auf. "Für die Bewohner wird rund um die Uhr ein Ansprechpartner im Haus sein. Im Falle eines Feuers tritt dann sofort ein Notfallprogramm in Kraft."

    Neben Heimleitung, Pflegedienstmitarbeitern und Sozialarbeitern, werden ein Ergotherapeut und ärztliche Betreuung vor Ort sein. "Suchtarbeit ist Beziehungsarbeit", sagt Ann-Christin Hausmann und ist froh, dass die Mitarbeiter des Vereins alle an einem Strang ziehen und sich auf die Arbeit im neuen Wohnheim freuen.

    So gut durchdacht, hell und ansprechend gestaltet das Haus auch sein mag, ohne die Akzeptanz und die Unterstützung der Anwohner und der Stadt, wäre ein solches Projekt vermutlich schnell gescheitert, meint Ann-Christin Hausmann. Umso mehr freut es sie und ihre Mitarbeiter, dass die Arbeit des Vereins auf eine breite Zustimmung und viel Unterstützung bei Politik und Bevölkerung trifft. So steht dem Start in ein neues Leben dann auch fast nichts mehr entgegen.

    Heimleitung Ann-Christin Hausmann und Architekt Germar Vogt freuen sich für die Bewohner des neuen Wohnheims auf einen guten Neustart.

    Architekt Germar Vogt vor der zentralen Eingangstür, die sich in den ersten Wochen für die Bewohner des Wohnheims noch nicht öffnen wird.

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