WUNSTORF (tau). Ein lockerer Auftritt in Turnschuhen und ein typischer Händedruck wie bei der ersten Begegnung auf dem Platz im Mittelkreis: Kurz vor dem Anpfiff im Stadttheater nahm sich der siebenfache Schiedsrichter des Jahres und dreifache Weltschiedsrichter, Dr. Markus Merk, Zeit für ein Gespräch mit der Presse. Im Beisein der beiden Stadtsparkassen Vorstände Heiko Menz und Frank Wiebking plauderte Merk über Rundflüge durch das Leben. Der Fußball ist dabei eine von vielen Stationen, die der unweit des berühmten Betzenbergs geborenen Pfälzer, sicher ansteuerte.
Jenseits der nationalen und internationalen Fußball-Events und seinem Beruf, gibt es für Merk noch eine ganz andere, entscheidendere Welt. Im Süden Indiens kümmert er sich um die Sorgen und Nöte armer Menschen. 1991 begann er dort als Zahnarzt zu arbeiten, gründete in den Folgejahren selbständige Entwicklungsprojekte. Bis heute sind dies unter anderem drei Kinderdörfer mit drei Schulen und zehn Waisenhäusern sowie ein Altenheim.
Gerade die schulische Bildung ist ganz anders, als es die Europäer gewohnt sind, erklärt Merk. Sobald die Kinder lesen und schreiben können, ist es schwer, die Familien von weiterer Schulbildung zu überzeugen. In der Regel verlassen die Kinder nach Klasse fünf die Schule, die wenigsten machen weiter, so Merk. Der ehemalige Referee ist außerdem Botschafter der Kampagnen "Schützt Kinder im Krieg" des Internationalen Roten Kreuzes und der UEFA. Für seine sportlichen und sozialen Leistungen erhielt er 2005 das Bundesverdienstkreuz. Die deutsche Sportpresse zeichnete ihn als "Sportler mit Herz" aus. Er erhielt viele weitere Preise und Ehrungen für sein ehrenamtliches Engagement.
Sein Motto lautet: "Das Leben findet heute statt." Nicht einzelne Leistungen seien dabei prägend, sondern die Konstanz. Merk selbst sagt: "Alles richtig machen, ist unmöglich. Gerecht zu sein noch mehr. Aber der Wille dazu, der muss in jeder Situation, bei deinem Tun und Handeln erkennbar sein." Das sei die Grundlage, um sich im Leben sicher zu bewegen, meint Merk. Der Titel seines Vortrages "Sich(er) entscheiden" ist deshalb als Wortspiel auch ein wenig provokativ gemeint. Die Sicherheit gibt es nicht, wohl aber eine Haltung, die auf respektablen Umgang miteinander abzielt, aber auch die nötige Konsequenz erkennen lässt. Merk ist der Auffassung, dass sich Informationen schnell sammeln lassen und zu einer Entscheidung verdichten lassen. Nun komme es darauf an, diese auch zu äußern und selbstbewusst zu vertreten. Von einem Aufschieben oder Aussitzen hält Merk hingegen nichts. Das trage seiner Meinung nach nur zu einer Verwässerung bei. Foto: tau