RINTELN (km). Am heutigen Mittwoch, dem 25. März, findet im Brückentorsaal eine Informationsveranstaltung zur geplanten Verstärkung der Güterbahntransitstrecke vom Ruhrgebiet nach Berlin statt. Beginn ist um 19 Uhr. Thema ist der "Planfall 33", der bedeutet: Die Trasse führt quer durch Rinteln und Eisbergen.
Als örtliche Mitglieder der Bürgerinitiative Transit verdeutlichten Dr. Stefan Meyer und Dr. Gert Armin Neuhäuser im Vorfeld die Konsequenzen der geplanten Maßnahme. Im Garten der Familie Herrmann an der Eisberger Weserstraße war dabei die moderate Variante nachzuvollziehen - als um kurz vor 18 Uhr in kaum 50 Metern Entfernung ein Personenzug ("Eurobahn") vorbei rauschte.
Man könne sich so wenigstens eine vage Vorstellung davon machen, wie es wäre, wenn an gleicher Stelle alle fünf bis acht Minuten bis zu 700 Meter lange Güterzüge passieren würden.
Bis zum Jahr 2025 soll der Güterverkehr laut offizieller Prognose um 71 Prozent wachsen. Wegen zunehmend voller Straßen und weil Züge umweltfreundlicher sind als Lastwagen, soll ein möglichst großer Anteil des zusätzlichen Verkehrs über die Schiene rollen. Die Strecke Polen-Rotterdam ist eine der meistbefahrenen Güterverkehrsstrecke Europas, Teil der europäischen Transversale, die vom Hafen Rotterdam bis nach Polen führt. Vorgaben des Unionsrechts geben eine bestimmtes mögliches Gütervolumen und überlassen die Streckenführung den Mitgliedsstaaten.
Die besonders stark frequentierte viergleisige Ost-West-Strecke Ruhrgebiet-Hannover-Berlin verläuft zwischen Minden und Wunstorf nur zweigleisig und ist auf diesem Abschnitt dem erhöhten Zugaufkommen nicht mehr gewachsen. Dieser Engpass soll nach dem Bundesschienenausbauplan 2003 durch den Ausbau des Streckenabschnitts Minden-Haste-Seelze von zwei auf vier Gleise beseitigt werden. Damit verbunden ist die gesetzliche Verpflichtung der DB AG zur Errichtung von Lärmschutz nach dem heutigen Stand der Technik - eine enorme Erleichterung für die an der Nordroute lebenden Menschen.
Das Bundesverkehrsministerium habe den "Planfall 12" jedoch, so Gert Armin Neuhäuser, aufgrund eines fragwürdigen Nutzen-Kostenvergleichs zurückgestellt. Stattdessen werde jetzt beabsichtigt, die Strecke Minden-Hannover durch den Ausbau der mitten durch den Naturpark Weserbergland verlaufenden Strecke Löhne-Braunschweig zu entlasten. Der zweigleisige Ausbau der Elze Löhne würde der Bevölkerung im Weserbergland in erster Linie eine der am stärksten belastete Transitgüterstrecke Europas bescheren. Gert Armin Neuhäuser: "Dann könnte Tag und Nacht alle fünf bis acht Minuten ein schwerer Güterzug mit hoher Geschwindigkeit und ohne jeden Lärmschutz durch unsere Region donnern." Die Züge seien bis zu 750 Meter lang, 120 Kilometer in der Stunde schnell und "sehr, sehr laut - mehr als 100 Dezibel in der Spitze." -
Über den gewaltigen Lärm, die gesundheitlichen Folgen, den Verlust an Lebensqualität, die Wertminderung von Immobilien, ständig geschlossene Schranken und mögliche Alternativen soll heute Abend im Brückentor diskutiert werden - unter anderem auch über vermeintlich positive Entwicklungsperspektiven. Dazu Gert Armin Neuhäuser: "Wirtschaftliche und städtebauliche Entwicklung kann es nur dort geben, wo Güterzüge auch halten. Wo sie an Wohnhäusern vorbei fahren, gibt es keine Wertschöpfung, sondern im Gegenteil Bevölkerungsschwund und Schwächung der wirtschaftlichen und städtebaulichen Entwicklung." Foto: km