1. Vom tibetischen Spa bis zum Luxusrestaurant

    Ein Blick in das geplante Alternativmedizin-Zentrum / Der Baubeginn könnte schon kommendes Jahr erfolgen

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    BAD NENNDORF (jl). Den einen schockt es, den anderen erfreut es und den nächsten lässt es vielleicht direkt an ein wirtschaftliches Wachstum denken: das geplante Alternativmedizin-Zentrum auf dem Harms-Gelände in Bad Nenndorf. Es ist in aller Munde, nur ob das Mammutprojekt für 150 Millionen Euro tatsächlich in dreieinhalb Jahren an Ort und Stelle steht, vermag keiner zu sagen. Spruchreif sind allerdings die Konzeptpläne für den "Royalvital Wohnpark – Medizin der Kulturen", so der offizielle Name, die dem Schaumburger Wochenblatt vorliegen.

    Der erste Schritt ist getan, der Verwaltungsausschuss (VA) gab vergangene Woche sein gemeindliches Einvernehmen. Die Bauleitplanung für die Stadt übernehmen laut Stadtdirektor Mike Schmidt Architekten, die die Investoren bezahlen. Der Baubeginn ist nach derzeitigem Zeitplan bereits für kommendes Jahr vorgesehen. Im dritten Quartal 2016 stehen Erschließung und Tiefbau an. Der Hochbau ist auf das Jahr 2017 datiert, der Innenausbau sowie die Außenanlagen folgen ein Jahr später.

    Noch altert auf dem Harms-Gelände die Ruine einer ehemaligen Möbelfabrik ihrem gänzlichen Verfall entgegen. Doch wenn es nach den internationalen Investoren geht, soll hier ein 42.000 Quadratmeter großer Wohnpark samt hochmodernem Gebäudekomplex entstehen, der die Alternativmedizin aus aller Welt in die Kurstadt holt. Der Ostflügel beherbergt demnach eine Art Klinik mit medizinischen Praxen, die sich der "Traditionellen Chinesischen Medizin" (TCM) und Naturheilverfahren widmen, während oberhalb Penthouse-Wohnungen zum freien Verkauf entstehen sollen. Preise wurden allerdings nicht genannt. Des Weiteren laden fünf Spa-Bereiche, vom chinesisch-koreanischen bis zum tibetischen, zum Verweilen ein. Hinzu kommen eine buddhistische sowie christliche Kapelle, eine chinesische Drogerie, Spezialapotheke, Café- und Teestube sowie ein internationales Luxusrestaurant und ein Bankterminal. Zudem sollen auch Sport- und Kulturangebote vorzufinden sein. Und: Das Dach des siebengeschossigen Hauptgebäudes hält einen Landeplatz für Hubschrauber bereit, eine Tiefgarage mehr als 700 Stellplätze. Das Konzept geht davon aus, dass in dem Komplex 80 Arbeitsplätze entstehen. Alternativmediziner und Mitarbeiter können ihren Nachwuchs in einem eigens eingerichteten Kindergarten betreuen lassen, der ausdrücklich auch zur kommunalen Mitbenutzung zur Verfügung stehen soll. Wie es schon der Name suggeriert, soll auf der größten Fläche des Areals ein Wohnpark mit Grün- und Verkehrsflächen erwachsen.

    Viel Weiß an den Gebäudefassaden und viel Grün dank üppiger Bepflanzung sind die dominierenden Farben in den Plänen. Die Mediziner aus der ganzen Welt sollen hier gemeinsam mit ihren Familien ein Zuhause finden. Zur Verfügung stehen insgesamt 216 Wohneinheiten, die zu mieten und frei erwerblich sein sollen. Nur Preise wurden bisher nicht genannt.

    Projektinitiator ist der Eigentümer des Areals Pal Pinke, der sich laut Schmidt bei seinen geschäftlichen Auslandsaufenthalten ein internationales Netzwerk aufgebaut hat. Bei einer nicht-öffentlichen Präsentation im Rathaus hätten er und der Unternehmensberater Erhard Tschirner erklärt, dass der betuchte New Yorker als Kunde besagter Mediziner von Kontinent zu Kontinent jette, um sich akupunktieren oder massieren zu lassen. Die geplante Klinik würde die weltweite Alternativmedizin unter einem Dach bündeln. Die ersten Gespräche seien bereits im vergangenen Herbst geführt worden, wie der Stadtdirektor erklärte. Warum aber ausgerechnet Bad Nenndorf als Standort? Es gebe schlichtweg keine Alternative, sei die Antwort gewesen.

    Von einer "geschlossenen Gesellschaftszone" für Superreiche geht Schmidt aber nicht aus. Areal sowie Eigentum sollen auch für den "Ottonormalverbraucher" frei und bezahlbar zugänglich sein. Nachteile für die Kommune soll es grundsätzlich nicht geben. Im Gegenteil: Die Stadt würde von Vorteilen profitieren, etwa durch weiteren Zuzug, Belebung der Innenstadt, einen weltweiten Ruf und den Gesundheitstourismus. Zudem sei seitens der Investoren eine Kooperation mit dem laufenden Kurbetrieb geplant. Das Projekt ergänze das städtische Angebot, statt es zu gefährden. Im Rathaus sehe man der Entwicklung "ganz entspannt" entgegen, so Schmidt. Kosten dürfen auf die Stadt keinesfalls zukommen, das hat der VA beschlossen.

    Foto: jl/Grafik

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