1. Chronist, der Geschichte lebendig macht

    Konrad Droste im Alter von 92 Jahren gestorben / Ein aufmerksamer Zuhörer, der zahlreiche Bücher verfasste

    Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum

    LOCCUM (jan). Als Chronist ist er eigentlich zu Lebzeiten schon in die Geschichte der Stadt Rehburg-Loccum eingegangen. Mit 92 Jahren ist Konrad Droste nun in seinem Heimatort Loccum gestorben.

    Über einen Ehrentitel hat sich Konrad Droste ganz besonders gefreut. "’Loccumer Chronist’ hat man mich tituliert", sagte er 2012, während er in dem letzten Buch, das er veröffentlicht hat, blätterte. Vermutlich ist diese Bezeichnung noch nicht einmal weit genug gegriffen, denn mehr als nur die Geschichte Loccums hat ihn interessiert und zur Feder greifen lassen. Wer mehr über den ehemaligen Kurort Bad Rehburg erfahren möchte, bekommt die Informationen dazu aus Drostes Buch "Der Gesundtheyt wegen und des Vergnuegens halber", wer sich für die Geschichte Winzlars interessiert, blättert in der Chronik, die er zum 800-jährigen Bestehen des Ortes schrieb. Ein weiteres Buch handelt vom Bergbau in der Region und trägt den Titel ‚Pingen, Stollen und Schächte’ und mit der Verkehrsgeschichte auf der Weser hat er sich in ‚Von Ufer zu Ufer’ auseinander gesetzt. Dass ‚sein’ Ort Loccum nicht zu kurz kommt, dafür hat er Jahre zuvor schon gesorgt, als er den Band ‚Loccum – Ein Dorf – Das Kloster – Der Wald’ veröffentlichte.

    In Loccum wurde Droste 1922 geboren, kam nach der Schule direkt an die Front im Zweiten Weltkrieg, begann danach ein Studium der Forstwissenschaft, wurde schließlich Journalist, arbeitete im Bonner Bundespresseamt bis 1986 und war fortan im Unruhestand, wie er über sich selbst in einem seiner Bücher mitteilte. Dass seine Frau Wiebke eine gebürtige Rehburgerin war, hatte sicherlich auch Einfluss auf die Entscheidung des Ehepaares, diesen Unruhestand in Loccum zu verbringen. Die Hände in den Schoß gelegt hat Droste dann wahrlich nicht – wie die Vielzahl der Bücher, die er veröffentlichte, zeigt. Gewillt, sich durch Aktenberge zu arbeiten und gleichzeitig auch mit allen jenen zu sprechen, die noch ein bisschen mehr von der Geschichte der Orte wissen könnten – so hat Droste sich seinen Aufgaben gestellt. Erleichtert hat ihm seine Arbeit sicherlich stets, dass er ein überaus aufmerksamer und angenehmer Zuhörer war. Im Mittelpunkt wollte er immer die anderen sehen – sich selbst nahm er bescheiden zurück. Zugute gekommen sind ihm aber auch die eigenen Erinnerungen seines mehr als 90-jährigen Lebens. So erinnerte er sich beispielsweise noch genau an das Bimmeln der Türglocke im Gemischtwarenladen Waldschmidt, der vor Jahrzehnten seine Türen schloss und in den Droste als Kind seine Groschen trug, wenn er Bonbons kaufen wollte. "Dort roch es immer so gut nach Dorfladen", erzählte er einmal, schloss die Augen und schnupperte. Den Duft meinten die Zuhörer in diesem Moment selbst wahrzunehmen. Dass in diesem Laden der Vater von Wilhelm Busch einst hinter dem Tresen stand, das wusste Droste wiederum aus anderen Quellen, hat auch das aufgeschrieben und wieder ein Stückchen Geschichte lebendig werden lassen.

    Darüber hinaus haben seine Bücher manchmal aber auch sehr konkrete Veränderungen bewirkt. So sagt etwa Dieter Hüsemann, dass die Chronik Bad Rehburgs, die Droste zum 300-jährigen Bestehen des Ortes 1990 schrieb, dazu beigetragen habe, den kleinen Ort wieder ins Bewusstsein der Verantwortlichen gerückt und somit die Sanierung des Ortes auf den Weg gebracht habe. Als Stadtdirektor Rehburg-Loccums war Hüsemann seinerzeit einer jener Verantwortlichen.

    Auch heute noch vergeht kaum ein Blick in die Vergangenheit Rehburg-Loccums, ohne dass Konrad Drostes Werk herangezogen wird. Als Chronist wie auch als Mensch wird er der Stadt fehlen.Foto: jan

  2. Kommentare

    Bitte melden Sie sich an