1. Spannend und inspirierend

    Der Präsident des Deutschen Bundestages zu Gast im MWG

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    Lemgo (ag). Hoher Besuch kam am Montagabend in die Aula des Marianne-Weber-Gymnasiums und mit ihm rund dreihundert Interessierte. Dr. Norbert Lammert, seit 1980 Mitglied des Deutschen Bundestages und seit 10 Jahren Bundestagspräsident, referierte in der Eröffnungsveranstaltung der Volkshochschule Detmold-Lemgo über seine Sicht auf die Geschichte unseres Landes, die er in seinem Buch "Einigkeit. Und Recht. Und Freiheit. 20 Blicke auf unser Land" beschrieben hat.

    Lammert begab sich auf eine Reise in die deutsche Vergangenheit und nahm das aufmerksam lauschende Publikum mit. Er zeigte Meilensteine, Wendepunkte und Kuriositäten der spannungsreichen Historie unseres Landes auf. Von dem Jahr 2014 sprach der Präsident des Deutschen Bundestages als richtungsweisendem Jahr, in dem sich unumstößlich geglaubte politische Zustände plötzlich veränderten. In deutlichen und eindringlichen Worten forderte er deshalb, dass man Zustände, die einem wertvoll seien, nicht als selbstverständlich erachten, sondern sie aktiv bewahren solle. Besorgt schlug er den Bogen ins 19. Jahrhundert, "als die Nationalstaaten vor eingebildeter Kraft nicht laufen konnten" und sich am Ende alles "im Ersten Weltkrieg entladen hat".

    Lammert analysierte das Scheitern der Weimarer Republik und zog das Fazit, dass zu viele große Herausforderungen, die gleichzeitig auf die junge Republik einstürzten, aber auch eigene Fehler ihren Untergang einläuteten. Seinen Blick auf die Anfänge der Adenauer-Ära gerichtet, wurde sein großer Respekt für den Mut, den unbedingten Willen und die Leistung der damaligen Protagonisten deutlich. "Heute ist das Grundgesetz doppelt so lang und halb so gut wie 1949", befand er schmunzelnd. Wortgewand und mit klaren Positionen nahm der Diplomsozialwissenschaftler das Publikum für sich ein.

    Bei der Frage, ob Bonn oder Berlin nach der Wiedervereinigung als Hauptstadt Deutschlands angemessener gewesen sei, befand er, dass auch für das beschauliche und im Vergleich zu Berlin geradezu winzige Bonn viel gesprochen hätte, und fügte augenzwinkernd hinzu, dass Lemgo als politisches Zentrum damals nicht zur Debatte stand, aber prinzipiell auch nichts dagegen gesprochen hätte.

    Wann denn die Wiedervereinigung vollendet sein, fragte ein Zuschauer am Ende der Veranstaltung. "Ha. Das ist meine Lieblingsfrage! Die deutsche Einheit wird nie vollendet sein", freute sich der Bundestagspräsident. In seinem Buch schreibt er dazu: "... die vollendete Einheit? Ost und West, alles einheitlich, ein Herz und eine Seele? Diese Vorstellung ist genauso unhistorisch wie naiv. Nichts ist so gut, als dass es nicht noch verbesserungsfähig wäre."

    Die Direktorin der VHS, Dr. Birgit Meyer-Ehlert, war sichtlich stolz einen so hochkarätigen Gast präsentieren zu dürfen und bedankte sich bei allen Mitwirkenden.

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