Lemgo (nr). Dass man im Kleinen beginnen kann, um Großes zu erreichen, gilt auch beim Thema Energiewende. Das hat letzte Woche Diplom-Ingenieur Holger Laudeley im Energie- und Umweltzentrum in einem Vortrag über "Balkonkraftwerke" gezeigt. Dabei machte er sehr anschaulich deutlich, wie jeder Bürger die Energiewende mit ein wenig Eigenengagement vorantreiben könnte – auch in Lemgo.
"Immerhin 92 Prozent der Bürger wollen erneuerbare Energien", so Holger Laudeley. "Das Ziel sollte ein Plus-Energie-Mensch sein, denn wir können mehr Energie erzeugen, als wir in unserem ganzen Leben verbrauchen."
Er weiß, wovon der spricht, denn als vor rund 30 Jahren die ersten Photovoltaik-Anlagen auf den Markt kamen, war er einer der Ersten, die solch eine Anlage auf dem Dach hatten. Inzwischen ist er längst autark, nennt sich den "Albtraum eines jeden Energieerzeugers" und entwickelt kleine Systeme für normale Haushalte, aber auch größere für Handwerksbetriebe. Seine Gedanken zur Energiewende gehen aber noch viel weiter. Ein Großteil der Branche um erneuerbare Energien sei aufgrund schlechter Energiepolitik zusammengebrochen. "Es wird Zeit, die Energiewende neu zu starten – und das fängt im Kleinen an", betonte er. Photovoltaik-Module könnten so ein Anfang sein. Erfolgreich könnten diese Einzelschritte allerdings nur in Zusammenarbeit mit den örtlichen Stadtwerken sein. Sie müssten in einem Verbundsystem regenerativer Energieerzeugung und Energiespeicherung zu einem Gesamtdienstleistungsunternehmen werden. Hausbesitzern würde ein regeneratives Gesamtpaket angeboten – möglichst einschließlich eines Elektrofahrzeuges – das zunehmend und schließlich völlig auf überregionale Energieerzeugung aus großen Kraftwerken verzichten kann.
Holger Laudeley war mit seiner Sonnenenergienutzung im Film "Leben mit der Energiewende" vor einem Jahr bei einer Vorführung im "Hansa Kino" aufgefallen. Er wurde nun vom Arbeitskreis "Zukunft für Lemgo" in Zusammenarbeit mit der "Bund"-Ortsgruppe, der Ortsgruppe Bündnis 90/Die Grünen und der GfL-Fraktion (Linke und Piraten) nach Lemgo eingeladen.
In seinem Vortag verstand es Laudeley, die heutigen technischen Möglichkeiten sehr anschaulich darzustellen. Als Beispiele dienten zahlreiche funktionierende Anlagen, er ging jedoch auch darauf ein, dass häufig – gerade im Internet – dubiose Anbieter mit fragwürdigen Produkten auf dem Markt seien. Dort sei Vorsicht geboten.
"Leider sind noch nicht alle technischen Empfehlungen und Vorschriften auf dem neuesten Stand", bestätigte auch Diplom-Ingenieur Andreas Schmid vom Energie- und Umweltzentrum. "Die Installation von eigenen "Balkonkraftwerken" sollte deshalb in Zusammenarbeit mit dem Fachhandwerk durchgeführt werden."
Der zweistündige Vortrag konnte Vorurteile und Befürchtungen eigener Initiativen zur Energiewende lässig beiseite wischen. Holger Laudeley konnte mit seinem humorvollen, aber fachlich versierten Vortrag überzeugen.
"Wir dürfen nicht nur ökonomisch, sondern wir müssen unbedingt ökologisch-ökonomisch denken", ist Holger Laudeley überzeugt. "Wir haben auch eine Verantwortung für unsere Kínder und Enkelkinder. Deshalb müssen wir jetzt konsequent und intelligent die Energiewende vorantreiben."
Die Filme "Leben mit der Energiewende, Teil 1 und 2" sind im Internet auf "Youtube" zu sehen.
Balkonkraftwerk im Einsatz. Foto: privat