1. Der Kunst einen Raum bieten

    Ausstellungsjahr 2015 der Lippischen Gesellschaft für Kunst

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    Detmold (vf). Im Schloss verwandelt sich alljährlich von April bis Dezember der einstige Küchenraum in einen Raum für die Kunst. Auch für dieses Jahr hat Almut Schmersahl mit den Mitgliedern der Lippischen Gesellschaft für Kunst so manch Sehenswertes in der Kunstszene aufgetan und nach Detmold geholt. Aufgeteilt auf sechs Ausstellungen werden international gefeierte Künstler wie auch der junge, vielversprechende Kunstnachwuchs präsentiert. "Das Ausstellungsjahr 2015 hält eine gute Mischung sämtlicher Kunstsparten von Malerei, Bildhauerei, Grafik und Installation bereit", fasst Almut Schmersahl, Vorsitzende des Kunstvereins, zusammen. Entgegen des Vorjahres ist eine sechste Ausstellung hinzugekommen. In Kooperation mit dem Literatur- und Musikfest "Wege durch das Land" wird die 18 Objekte umfassende Serie "Wort-Spiel-Zeuge" von Hans Magnus Enzensberger aus der Sammlung Würth gezeigt. "Dabei handelt es sich eigentlich um keine Kunstausstellung im klassischen Sinne", erläutert Schmersahl, eher um eine Kombination aus Kunst und Literatur, wobei gerade hierin der Reiz liege. Einen Tag vor der Vernissage wird Hans Magnus Enzensberger aus seinem literarischen Werk lesen, anschließend wird die Schlossküche für knapp drei Wochen zum Versuchslabor für Sprache. Enzensbergers Kunstobjekte sind Wortspielmaschinen, wobei das "Spielen" Konzept ist: sie laden den Ausstellungsbesucher zur "Bespielung" ein und damit zum anregenden Erfahren und selbst Gestalten von Wörtern, Wortkombinationen und Wortdoppeldeutigkeiten.

    Wenngleich der Kunstverein Lippe ein kleiner, "sei sein Ruf sehr gut, insbesondere auch unter den Künstlern selbst", betont Prinzessin Traute zur Lippe. Dieser erfreuliche Umstand ermögliche, auch namhafte Künstler und ihre besten Werke für die jeweiligen Ausstellungen gewinnen zu können. Wie den Lichtkünstler Hans Kotter, mit dessen Installationen das Ausstellungsjahr 2015 eröffnet wird. Hauptwerk ist eines seiner raumgreifendsten Licht-Objekte: "Almost" (2012). Erst durch den persönlichen Zuspruch des Künstlers konnte der Kunstverein diesen Lichtwagen anmieten. Seine Leuchtkraft wird mit einigen weiteren faszinierenden Werken Kotters die Magie des Lichtes in der Schlossküche feiern.

    Dem guten Ruf des Vereins folgen auch international renommierte Künstlergrößen wie in diesem Jahr Richard Deacon. Seine aus den unterschiedlichsten Materialien bestehenden Plastiken wurden zuletzt in der Tate Britain London oder im Sprengelmuseum Hannover gezeigt. Die Ausstellung wird unter dem Titel "Meister und Schüler" Arbeiten des Bildhauers, der seit 2009 an der Kunstakademie Düsseldorf lehrt, in Gegenüberstellung zu denen seiner rund 15 Schüler beinhalten. Für diese umfangreiche Kunstansammlung wird der Raum im Detmolder Schloss allerdings nicht ausreichen. So wechselt der Kunstverein seine angestammte Räumlichkeit interimsweise gegen die der Städtischen Galerie Eichenmüllerhaus in Lemgo-Brake aus.

    "Wir haben viele Bewerbungen junger Künstler", so Prinzessin Traute. Da falle die Auswahl nicht immer leicht. Aus den zahlreichen Anfragen wählt eine aus den insgesamt rund 450 Mitgliedern des Kunstvereins zusammenberufene Kommission die geeignetsten aus. Dazu zählt in diesem Jahr die Schottische Papierkünstlerin Georgia Russell. Ihre Werke sind unter anderem. im Pariser Centre Pompidou oder im Victoria and Albert Museum in London vertretenen. Inspiriert durch die gesammelten Eindrücke, wird die Künstlerin einige Papierarbeiten speziell für die Ausstellung in Detmold anfertigen. Dafür werden wieder so manch historisches oder neu gedrucktes Buch oder auch papierne Notenseiten unter ihrem Seziermesser landen. Wie ein Präparator zerteilt die Künstlerin die einzelnen Seiten und fügt sie zu filigranen und hoch ästhetischen Papierplastiken zusammen. In diesem Jahr hat sich die Findungskommission des Kunstvereins Lippe für Daniel Behrendt als Nachwuchskünstler entschieden. Der 1980 in Stendal geborene Behrendt war Meisterschüler von Karin Kneffel an der Hochschule der Künste in Bremen und machte bereits durch Auszeichnungen und zahlreiche Ausstellungen auf seine Arbeit aufmerksam. Inhaltlicher Schwerpunkt seines malerischen Werkes ist die Darstellung von Gebäudefassaden als Portraits des öffentlichen Raumes. Wie fotographische Momentaufnahmen wirken die pastos aufgetragenen Öl-Farbschichten seiner Malereien.

    Ebenfalls der Malerei verschrieben, hat sich der gebürtige Hannoveraner Frank Rosenthal. Er wird mit seinen neusten Papier- und Leinwandarbeiten vertreten sein. In ihnen zeigt er fragmentarische, farbige Gerüstformen auf weißem Bildhintergrund. Auch er wird persönlich den Weg nach Detmold finden, um eigens seine Bilder in der Schlossküche zu hängen.

    Auch über die Detmolder Schlossküche hinaus setzt sich der Lippische Kunstverein für die Kunst ein. Zum einen mittels der angebotenen Kunstreisen: Für den 18. April ist eine organisierte Fahrt in das Landesmuseum und das Picasso-Museum nach Münster geplant, für den Sommer zur Zeche Zollverein nach Essen. Der moderate Unkostenbeitrag enthält für die Kunstinteressierten eine Führung durch die Sammlung, Busfahrt und sämtliche Eintrittsgelder. Zum anderen wird mit den sog. Jahresgaben Ende des Ausstellungsjahres allen Vereinsmitgliedern und Interessierten der Kauf von Kunstwerken zu günstigen Preisen geboten. So erhält nach der Schlossküche die Kunst einen neuen, zumeist ganz privaten Wirkungs-Raum.

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