Lügde (afk). Er ist ein Clown, ein Philosoph und auch ein perfekter Reiseführer durchs wilde Absurdistan.
Als Großmeister der Wortakrobatik und der schier unmöglichen Pointen überrascht er sein Publikum seit nunmehr vierzig Jahren. Manchmal staunt man am Ende, warum diese ganz eigene Sicht der Dinge einem noch nicht selbst eingefallen ist, findet auch noch die schrägste Perspektive ganz normal.
Erwin Grosche zelebrierte seinem Publikum auch im vierzehnten Jahr des Bestehens der Serie "Kultur im Kloster" zwei Stunden beste Unterhaltung pur. Wohltuend, dass er keine politischen oder sozialkritischen Themen in seine Wortbeiträge einfließen ließ. Oft sind es die Gegenstände des Alltags, die er heranzitiert, um das Leben schöner, zumindest aber anders zu machen. Der erste Eindruck sei so wichtig, lässt der 59-jährige Paderborner sein Publikum wissen. "Oder würden Sie sich von einem Friseur mit Glatze die Haare schneiden lassen? Warum haben Polizisten einen Schäferhund und keinen Mops? Finden Sie es gut, wenn ein Reiter einen hässlichen Pullover trägt? Na ja – das Pferd hat es wohl nicht gemerkt. Ihre Schwiegermutter steht trampend am Straßenrand. Würden Sie sie mitnehmen? "Ich habe mich für ein Foto in meinem Führerschein betrunken fotografieren lassen, damit ich bei einer Polizeikontrolle genauso aussehe und der Polizist keinen Verdacht schöpft".
Gleich zu Beginn erntet Grosche viel Gelächter und Beifall für seine einzelnen aneinandergereihten Stücke, die zunächst wenig Sinn machen. Nach dem "Ersten Eindruck" folgt die "Entschleunigung" ("Tanken Sie doch einmal bewusst langsam – ein irres Gefühl, auch für die anderen Autofahrer"). Das Zusammenleben und das Verlassenwerden werden ebenso ausführlich in Worten beschrieben wie die Nivea-Huldigung oder der Besuch im Allwetterzoo in Münster.
Nach 15 Minuten habe er schon 73 Euro für Eintritt und Parkgebühren gezahlt und dann wären die Tiere auch noch abweisend gewesen.
Die Stinktiere seien brummig gewesen und die Pinguine hätten ihn nicht bedient, hätten alle in ihrem Frack dumm rumgestanden – und es war doch nichts los an diesem Tag. Schlechte Laune verbreiten, das könne er auch zu Hause, bei seiner Ehefrau. Das Publikum tobt vor Lachen.
Ja lachen, das sei gesund, schließlich seien 17 der insgesamt 26 Gesichtsmuskeln für das Lachen zuständig. "Nur der Paderborner kommt mit zwei Muskeln aus", nimmt er sich und seine Domstädter mächtig auf die Schippe. Mit drei Sätzen – "Da sag ich nicht nein", "Das hört man gern" und "Man macht schon was mit" – gehöre man zur Paderborner Partyszene und habe auch Chancen auf den Bürgermeisterposten, stellt er bierernst eine gewagte These auf.
"Rechts vor links klappt am besten, wenn von rechts kein Auto kommt". Das klingt irgendwie genau so grotesk wie die Aussage, dass Kondome mit Haltbarkeitsdatum nur den Leistungsdruck beflügeln.
Den schönsten Tag seines Lebens wollte er eigentlich ganz allein ohne seine Familie begehen. Doch dann habe ihn seine Frau zur Post geschickt, musste er mit seiner Tochter ein Tattoo-Studio besuchen. "Und dennoch fühle ich mich mit meiner Frau wohl, vielleicht weil ich in Paderborn wohne ..."
Die Besucher zeigen sich von Grosches Wortreichtum ebenso angetan wie von seiner Musikalität.
Ob am Miniklavier, an der Mundharmonika oder am Akkordeon. Der im Laufe seiner Karriere mit Preisen überhäufte Künstler bringt seine Fans in beste Stimmung. Aber so richtig beschreiben kann man ihn eigentlich nicht. Da imitiert er einen Föhn, dort beschreibt er in der "Staubsaugersprache" die so wichtige Arbeit des Haushaltsgerätes und zum Schluss demonstriert er den rund 200 Besuchern seine besondere Entspannungstasche in einer überfüllten Fleischerei. "Nur nicht vor Glück die Nerven verlieren", rät er seinem verdutzten Publikum. Dass der 59-Jährige noch nicht zu alt ist, hat er selbst festgestellt.
"Noch steht niemand im Schulbus für mich auf. Noch liebe ich nicht die Musik von Roger Whitaker und ich lasse mich einfach mal selbst fallen, damit ich wieder aufstehen kann".