1. Notaufnahmen an der Kapazitätsgrenze

    Ausnahmesituation an ostwestfälischen Kliniken – OP-Termine verlegt

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    Kreis Lippe (nok). Seit einigen Monaten arbeiten die Notaufnahmen an den Häusern des Klinikums Lippe an der Kapazitätsgrenze. Extrem viele Rettungsdiensteinsätze, immer mehr Patienten, die an Wochenenden und nachts das kassenärztiche Notdienstsystem umgehen (müssen), aber auch die aktuelle Grippewelle und Magen-Darm-Virus haben am Wochenende zu einer Ausnahmesituation geführt. Nicht nur in Lippe, sondern auch in benachbarten Städten wie Steinheim, Bielefeld und Herford waren die Kapazitäten überschritten. Um die Notfallbetreuung mit dem vorhandenen Personal und den Bettenkapazitäten überhaupt noch gewährleisten zu können, mussten am Klinikum Lippe für diese Woche geplante Operationstermine abgesagt werden.

    "Durch diese Absagen haben wir vorübergehend acht weitere Plätze zur Akutversorgung schaffen können«, erklärte der Medizinische Geschäftsführer des Klinikums Lippe, Dr. Helmut Middecke, nach einem Krisengespräch im Detmolder Kreishaus. Er betonte dabei, dass dringende Operationen von diesen Maßnahmen nicht betroffen seien. Dennoch sei es für die betroffenen Patienten, die sich gedanklich bereits auf ihren OP-Termin eingestellt hatten, eine unbefriedigende Situation. "Wann eine Entlastung einsetzen wird, lässt sich schlecht voraussagen. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass sich diese Situation über mehrere Wochen hinziehen kann«, so Dr. Middecke.

    Zusammen mit Landrat Friedel Heuwinkel und dem Leiter des Bevölkerungsschutzes Kreis Lippe verdeutlichte der Medizinische Geschäftsführer die Situation anhand von einigen Zahlen. In den vergangenen acht Jahren hat sich die Frequenz der ausschließlich ambulant behandelten Personen an den beiden Notaufnahmen in Lemgo und Detmold beinahe verdreifacht (von 1.729 auf 4.850 Fälle). Ein möglicher Grund für diesen deutlichen Anstieg könnten die Veränderungen im kassenärztlichen Notdienst sein. Menschen, die den kassenärztlichen Notdienst an Wochenenden oder nachts nach eigenen Angaben nur schwer oder mit Verzögerungen erreichen, wenden sich deshalb an die Notaufnahmen. Eine "Spitze" verzeichnete im vergangenen Monat allerdings auch der Rettungsdienst. Die Zahl der der Einsatzfahrte ist zum Vorjahresmonat um knapp 450 Fälle von 2.761 auf insgesamt 3.218 angestiegen. Einen eindeutigen, erklärbarern Grund für diese Spitze gibt es nicht. Allerdings hat der Kreis Lippe auf diese Ausnahmesituation reagiert und die Leitstelle vorübergehend mit einer medizinischen Fachkraft aus dem Klinikum aufgerüstet. Neben diesen Entwicklungen gebe es aber auch einfach mehr kranke Menschen als in den Jahren zuvor, so das Fazit von Dr. Helmut Middecke.

    Landrat Friedel Heuwinkel sieht dringenden politischen Handlungsbedarf. Die Entwicklung sei nicht neu, habe am vergangenen Wochenende aber eine dramatische Spitze erlebt. "Wenn es nicht gelingt, die Notaufnahmen und und Bettenkapazitäten aufzuwerten, stehen wir vor einem Kollaps. Wir können die mühsam aufgebaute, qualitativ hochwertige Versorgung der Patienten nur aufrechterhalten, wenn wir vom Land und den Krankenkassen eine bessere finanzielle Ausstattung der Notaufnahmen bewilligt bekommen", so Heuwinkel. Er kündgte kurzfristig anberaumte Gespräche in den zuständigen Gremien an, um den vom Land geforderten Bettenabbau zu stoppen. Man könne den Abbau nicht pauschal betrachten, sondern müsse regionale Bedürfnisse beachten, so der Landrat.

    Um die Notaufnahmen der Kliniken nicht zusätzlich zu belasten, raten Dr. Middecke und Meinolf Haase erkrankten Personen, dass sie bei normalen Grippe- und Virus-Symptomen zunächst einmal den Hausarzt aufsuchen oder außerhalb der Praxiszeiten den Kassenärztlichen Notruf (116117) wählen sollen. Die Praxisräume des Kassenärztlichen Notrufs befinden sich in Lemgo im Klinikum und in Detmold in unmittelbarer Nähe des Klinikums.

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