1. Meta Boldt stiftet Zwietracht

    Premiere des Klassikers "Tratsch im Treppenhaus" bei der Retzer Bühne

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    Bad Salzuflen (dib). Es sind große Fußspuren, in die das Ensemble der Retzer Bühne bei seinem 30-jährigen Jubiläum getreten ist. Und so viel sei gleich zu Anfang verraten - die Darsteller haben es mit großem Erfolg getan. Denn mit dem unsterblichen Klassiker "Tratsch im Treppenhaus" von Jens Exler, bei der Retzer Bühne unter der Regie von Susanne Habenicht, und dem damit verbundenen wohl berühmtesten Treppenhaus der deutschen Theatergeschichte, haben sich die Akteure selbst ein kleines Denkmal gesetzt. Allen voran Monika Weber als giftspritzende Treppenhaustratsche Meta Boldt, die in ihrer Rolle brillierte und in Mimik, Gestik und Rhetorik mit "loser Zunge" der verstorbenen bekanntesten Boldt-Darstellerin Heidi Kabel kaum etwas nachstand.

    Schon Friedrich Schiller hat es gewußt: "Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt." So geht es auch den Bewohnern des Mietshauses von Schlachtermeister Tramsen (Andreas Landau). Insbesondere dem pensionierten Steuerinspektor Ewald Brummer (Gerhard Weber) und der Witwe Knoop (Heidi Krysmann), die die obere Etage bewohnen und von Meta Boldt regelmäßig gegeneinander ausgespielt werden. Meta hört alles, sieht alles und weiß alles - doch es sind nur Halbwahrheiten, die sie regelmäßig und ungefragt überall im Haus verbreitet. Laute Musik, ungeputzte Treppen oder wöchentliche Besuche - nichts entgeht der neugierigen Tratsche. Sie läßt keine Gelegenheit aus, die neuesten Erkenntnisse und Gerüchte ungefragt mit all ihren Mitbewohnern zu teilen - natürlich nicht ohne das eine oder andere Detail auszulassen, hinzuzufügen oder zu ihrem Vorteil umzumünzen. Sie läßt sich von dem, was im Haus passiert nichts entgehen und wacht konsequent über ihre Nachbarn. Deshalb bekommt sie sehr schnell mit, daß Frau Knoop ihre Kammer untervermietet hat, obwohl das laut Mietvertrag strengstens verboten ist. Das muß sie sofort ihrem Vermieter, Schlachtermeister Tramsen (Andreas Landau) mitteilen und stiftet damit Zwietracht im Haus, denn auch der Steuerinspektor a.D. hat seine Kammer an seinen Neffen Dieter Brummer (Miguel Krysmann) untervermietet.

    Die hübsche junge Untermieterin Heike Seefeldt (Jessica Kesting) verdreht den beiden älteren, hormongesteuerten Herren Tramsen und Brummer gehörig den Kopf. Beide machen sich Hoffnungen und führen sich als eitle Gockel auf. Heike bekommt allerdings auch Avancen von Brummers Neffen Dieter. Nach vielen Verwirrungen, einem Kaninchenzüchterball und nächtlichem Aufeinandertreffen im Treppenhaus gibt es schließlich ein Happyend. Dieter bekommt seine Heike, Brummer sen. die Witwe Knoop und Meta Boldt…? Die gerät ins Kreuzverhör der Hausbewohner, bei dem alle ihre kleinen Lügen und Unwahrheiten ans Licht kommen.

    Eine großartige Leistung des gesamten Ensembles, das sich bei dem Kultklassiker weitestgehend an die Vorlage aus den 1960er Jahren gehalten und auf eine Umsetzung in die heutige Zeit verzichtet hat. Besonders hervorzuheben ist auch die schauspielerische Leistung der erst 23-jährigen Jessica Kestig, die beim Treppenhaustratsch ihr Debüt gab und das Publikum mit ihrer sympathischen Art sofort für sich gewinnen konnte. Auch Heidi Krysmann überzeugte. Ihr schien die Rolle als putzlappenschwingende Witwe direkt auf den Leib geschrieben zu sein. Gerhard Weber hat den griesgrämigen und meckernden Hausbewohner bereits bei der ersten Aufführung im Jahr 1989 gespielt und begeisterte nicht nur damals die Zuschauer. Zum Gesamterfolg haben schließlich auch Andreas Landau und Franz Dötsch in einer Nebenrolle als Autohausbesitzer und Vater von Heike Seefeldt beigetragen.

    Das Publikum ging begeistert mit, es gab viel Zwischenapplaus und am Schluß tosenden Applaus. Die Vorstellungen auf dem Rickmeyer-Saal sind ausverkauft. Aber für die Aufführungen im Kur- und Stadttheater an der Parkstraße am Freitag, 27. und Sonnabend, 28. März jeweils um 19.30 Uhr, sowie am Sonntag, 29. März um 16.30 Uhr gibt es noch Karten bei der Theaterkasse im Kurgastzentrum (Telefon 183200), in der Bürgerberatung im Rathaus an der Rudolph-Brandes-Allee (Telefon 952444) sowie online unter theaterkasse@bad-salzuflen.de.

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