1. Ein fragiles Monument

    Michael Dörner zeigt eine ungewöhnliche Installation

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    Oerlinghausen (kd). "Beim ersten Anblick habe ich erst mal den Atem angehalten, und jetzt stehe ich staunend davor", meinte Isolde Müller-Borchert, die Vorsitzende des Kunstvereins Oerlinghausen, zur Eröffnung der jüngsten Ausstellung. Mit seiner Installation in der ehemaligen Synagoge hat der Künstler Michael Dörner die Besucher wahrlich überrascht: Aus mehr als tausend Kristallgläsern hatte er einen rund drei Meter hohen Turm geschaffen, der sich exklusiv auf den Raum bezieht.

    Für die Besucher werde es eigens Verhaltensregeln geben, kündigte die Vorsitzende an. So werden die Aufsicht führenden Mitglieder darauf hinweisen, auf Klatschen, starkes Husten und Berühren zu verzichten, um das fragile Werk nicht zu gefährden. Dörner hatte zwei Tage benötigt, um die Gläser aufzuschichten. Beim Aufbau sind ihm schon etliche Gläser zu Bruch gegangen.

    Dörner sei ein Grenzgänger und Grenzüberschreiter, erläuterte die Kunsthistorikerin Gisela Burkamp in ihrer Einführung. Er habe schon mit Kabeln, Wasserrohren, Lampen und Fruchtgummi experimentiert. All diese Zufallsfunde hat er ihrer ursprünglichen Funktion enthoben und auf diese Weise in Frage gestellt. Die Installationen verlangten geradezu nach Auseinandersetzung. "Er provoziert auf eine Weise, die keine Ausflüchte kennt", sagte Burkamp. Sie bezeichnete den Aufbau als "fragiles Monument einer gläsernen Architektur". Wer sich auf das Abenteuer einlasse, werde beim Betrachten zwangsläufig verändert. Denn: "Sehen kann auch Einsehen bedeuten." "Man hält automatisch den Atem an, alle Sinne werden sensibilisiert", beschrieb Gisela Burkamp die Wirkung des Kunstwerks. In seiner Zerbrechlichkeit sei das Werk zugleich ein Sinnbild für die Existenz schlechthin. Die Transparenz hebe die Schwere auf, je nach Lichteinfall wechselten die Farben.

    Der Künstler Dörner störe und verstöre, erklärte Gisela Burkamp, Assoziationen zu dem Begriff "Kristallnacht" eingeschlossen. Doch Antworten seien von ihm nicht zu erwarten. Möglicherweise gebe der Titel Auskunft: "Nichts als Risiko". Es handele sich um ein Wortspiel und lasse viel Interpretationsspielraum, erläuterte der in Hamburg lebende Künstler Michael Dörner. Das Nichts könne selbst als Risiko, aber auch als das Gegenteil von Etwas verstanden werden.

    Zu der Ausstellung findet am 12. März ein "Kunstgespräch am Donnerstag" statt. Die Werke sind noch bis zum 29. März zu sehen.

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