RIEPEN (jl). Die Bürgerversammlung zum Thema Breitbandversorgung in Riepen hat eine eindeutige Meinung erkennen lassen. Im voll besetzten Saal des Schmiedegasthauses Gehrke sprachen sich die Bewohner gegen eine von der Firma "Servario Networks" (Nordhorn) vorgestellte Funktechnologielösung aus. Sie plädierten einheitlich für die Erschließung ihres Ortes durch Glasfaser. Das ist aber kostspielig. Ein entsprechendes Angebot, das die Telekom als zweiter Bewerber des vorgeschalteten Interessenbekundungsverfahrens vorgelegt hatte, weise eine Wirtschaftslücke von 107.500 Euro aus, wie Stadtdirektor Mike Schmidt erklärte. Am Geld solle es aber nicht scheitern. "Diese Summe haben wir im Haushalt 2015 vorsorglich bereitgestellt, falls sich keine Einigung mit der Firma ‚Servario‘ erzielen lässt", so Schmidt. Das Nordhorner Unternehmen hingegen garantiert schnelles Internet ohne eine Zuzahlung, sofern mindestens 50 Rieper einen zwei Jahre laufenden Vertrag abschließen.
Konkret ging es um die vom Frauenhofer-Institut entwickelte Internet-Technologie "WiBACK", die "Servario"-Geschäftsführer Daniel Schwienheer und Gesellschafter Fritz Schöbel anschaulich vorstellten. Das drahtlose Netzwerk von Richtfunkverbindungen werde wie ein Spinnennetz über ein Gebiet gelegt, sodass selbst entlegenste Regionen schnell und günstig Breitbandzugänge erhalten können. Riepen könne demnach binnen maximal zehn Wochen schnelles Internet haben, versprach das Nordhorner Duo. In Afrika, Kolumbien und Italien funktioniere das neue System bereits seit Jahren störungsfrei.
"Abschreckend" empfanden einige Rieper aber die Tarifkosten von 40 bzw. 60 Euro im Monat für 17- bzw. 33 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) – Telefonie würde noch on top kommen. Die gleiche oder sogar eine bessere Leistung bekämen sie bei anderen Anbietern für weniger Geld, kritisierten sie. An der ablehnenden Meinung konnte auch das Angebot von "Servario", den ersten 50 Kunden zum Preis des niedrigeren Tarifs eine Geschwindigkeit von 25 Mbit/s zur Verfügung zu stellen, nichts ändern.
Manche äußerten Befürchtungen, dass die neue Technologie als "Überbrückungslösung" den Zugang zur zukunftsträchtigen Glasfaser dauerhaft versperre, da Riepen dann als "weißer Fleck" auf der Landkarte der Breitbandversorgung verschwinde. "Alle Ortschaften um uns herum haben mit Glasfaser schnelles Internet, nur wir nicht. Im Sinne der Gleichberechtigung wären da die 110.000 Euro der Stadt sehr gut angelegt", manifestierte ein Zuhörer und erntete dafür Applaus. Ein anderer hielt der Stadt vor, sich nur in die eine Richtung des kostenlosen Angebots zu bemühen.
Schmidt konterte, dass die Telekom im Schriftverkehr bisher keine "vernünftigen Antworten" gegeben habe. Zudem beanstandeten selbst Bewohner die Ungewissheit bei der Telekom, wann und wie die ausgebaute Versorgung zur Verfügung stehe.
Letztlich verständigte man sich darauf, eine weitere Bürgerversammlung durchführen zu wollen – mit der Telekom. Der dortige Ansprechpartner sei aber derzeit im Urlaub und noch nicht erreichbar, berichtete Stadtdirektor Schmidt zwei Tage später. Er versprach aber: "Wir werden alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, um zu einer schnellen Lösung zu kommen." Foto: jl