OBERNKIRCHEN (wa). Das muss gefeiert werden: 400 Jahre Stadtrechte und 450 Jahre Fleckenrechte Obernkirchen. "Von Anfang an war das Schicksal Obernkirchens auf das engste mit den großen politischen Auseinandersetzungen des hiesigen Raumes, des späteren Schaumburger Landes, verknüpft", zitierte Bürgermeister Oliver Schäfer die ehemalige Festrede von Dr. Böhme im Jahr 1990. Lokalpolitiker, heimische Unternehmer und Vereinsleute erlebten einen vergnügten Abend in der Liethhalle und lauschten neben einem Vortrag von Oliver Schäfer auch dem von Dr. Karl-Heinz Schneider ("ich stehe hier nur als Stellvertreter für Rolf Bernd de Groot") von der Universität Hannover.
Obernkirchen war schon immer ein Dienstleistungszentrum. Damals das einzige weit und breit, denn die nächsten derartigen Siedlungen, etwa Minden, Wunstorf und Hameln, waren fern. Die Chancen standen nicht schlecht, dass sich der Ort früh zu einem regionalen städtischen Zentrum entwickeln würde.
Viele auswärtige Mächte bestimmten die Entwicklung Obernkirchens: das Stift und der Bischof von Minden, die Schaumburger Grafen und der Kaiser Barbarossa. Die Barbarossaurkunde gilt als eines der wichtigsten Dokumente in der Geschichte von Stift und Stadt: Durch die kaiserliche Anerkennung der Herrschaftsgewalt des Propstes, seiner Immunität gegenüber jeder anderen weltlichen Macht, wurde das Stift in den Rang eines reichsunmittelbaren Klosters erhoben.
Das Marktrecht, das dem Propst verliehen wurde, machte den Ort zwar nicht zum Flecken, dafür aber zum ersten Marktort im Schaumburger Land und erhöhte so die Attraktivität Obernkirchens als lokales und regionales Handels- und Wirtschaftszentrum. Doch warum konnte die Stadt ihr Potenzial nicht ausschöpfen? Die Konfrontation zwischen den Grafen von Schaumburg und dem Stift Obernkirchen, sei laut Dr. Böhm der wahre Grund für die wirtschaftliche und politische Stagnation des Ortes und zeige sich verantwortlich für die Konservierung der altertümlichen Herrschaft des Stiftes über ihn. Erst am 11. November 1565 wurde der Ort Obernkirchen zum Flecken erhoben. Die Stadtrechte wurden am 26. Januar 1615 verliehen.
Graf Ernst befahl: "sich städtisch zu halten, das Rathaus zu verbessern, einen Steinkeller (Ratskeller) zu richten und stets guten Rheinischen Wein darauf zu haben, auf allen Straßen Steinwege zu machen, die alleweil in esse zu wahren, die Mistgruben auf den Gassen und für den Häusern auszufüllen und mit Steinen zu übersetzen...", erklärte Dr. Karl-Heinz Schneider.
Ein Punkt hat sich vor Kurzem erst wiederholt: Das Obernkirchener Rathaus wurde verbessert – statt rheinischem Wein gab es an diesem Festabend jedoch Schaumburger Pils. Oliver Schäfer erinnerte daran, weiterhin positiv in die Zukunft Obernkirchens zu blicken.
Foto: wa