1. Schule vom Kind aus denken

    Dr. Julia Höke unterstützt Peter-Gläsel-Stiftung

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    Detmold. Das werden drei spannende Jahre für Dr. Julia Höke: Die Erziehungswissenschaftlerin von der Uni Paderborn begleitet den Gründungsprozess der Peter-Gläsel-Schule aus wissenschaftlicher Sicht. "Ich will helfen, das einzelne Kind in den Mittelpunkt des Bildungsprozesses zu stellen und damit die Arbeit in Grundschulen noch erfolgreicher zu machen."

    Die Peter-Gläsel-Stiftung will zum Beginn des neuen Schuljahres in Heidenoldendorf eine neue Grundschule eröffnen, die mit einem wegweisenden pädagogischen Konzept vor allem auf die umfassende Beteiligung der Kinder an ihren Lernprozessen setzt. Noch läuft das Genehmigungsverfahren, berichtet Stiftungsgeschäftsführer Stefan Wolf. Doch schon jetzt lägen Interessenbekundungen von Eltern in hoher zweistelliger Zahl vor. "Wir möchten einen nahtlosen Anschluss an die partizipative Pädagogik der Kita Pöppenteich. Dazu haben wir ein eigenes Bildungsmodell entwickelt, mit dem unsere Schule das Angebot in Detmold ergänzen wird." "Schule muss sich den Kindern anpassen, nicht umgekehrt", davon ist Dr. Höke überzeugt. Sie will drei Jahre lang aus einer Außenperspektive verfolgen, ob an der Peter-Gläsel-Schule genau das gelingt. Ihre Kernfrage lautet: Wie geht es den Kindern beim Lernen? Wo erleben sie sich als erfolgreich? Wo werden sie unterstützt, wo gebremst? Partizipation ist das Zauberwort. Die Kinder sollen ihr Lernen mit Unterstützung der Fachkräfte selbst gestalten.

    Die konsequente Ausrichtung auf die Kinder beginnt für die 34-jährige Wissenschaftlerin schon mit dem Übergang von der Kita zur Schule. "Ich werde vorher die Kita-Kinder nach ihren Erwartungen und ihren Wünschen an Schule befragen. Nach dem Übergang erfolgen eine erneute Befragung und ein Vergleich. So werde ich ermitteln, was sich als Unterstützung für die Kinder bewährt hat und was Schule den Kindern für einen erfolgreichen Bildungsweg noch zur Verfügung stellen muss." Mit zwei Missverständnissen räumt sie dabei auf: "Erfolgreicher Bildungsweg heißt nicht, alle Grundschüler aufs Gymnasium zu bringen, sondern sie individuell optimal zu fördern. Qualitätsentwicklung in allen schulischen Prozessen, das ist das Ziel der wissenschaftlichen Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Grundschulpädagogik und Frühe Bildung von Prof. Dr. Petra Büker. Davon könnten am Ende nicht nur die Schüler der Peter-Gläsel-Schule profitieren sondern auch andere Einrichtungen. "Wir können in diesen drei Jahren hoffentlich nachweisen, dass es möglich ist, Schule nicht von den Ressourcen oder vom Stoff sondern vom Kind her zu denken. Wir können vielleicht sogar nachweisen, dass Schulen mit einer solchen Konzeption besonders erfolgreich sind." Mehr Infos gibt es online unter "www.pgschule.net".

    Die Peter-Gläsel-Schule wird in dem ehemaligen Grundschulteil der Hauptschule Heidenoldendorf einziehen. Morgen wird der Stadtrat wahrscheinlich mehrheitlich den Beschluss über die Vermietung der 450 Quadratmeter großen Räumlichkeiten im Erdgeschoss verabschieden. Gegen die Stimmen der Grünen. "Wir sehen die Errichtung von Ersatzschulen sehr kritisch", hatte Fraktionschef Walter Neuling in der vergangenen Woche im Tiefbauausschuss betont. Kinder, die Ersatzschulen privater Träger besuchen, fehlten an den städtischen Schulen, deren Bestand dadurch gefährdet sein könne. Zudem befürchten die Grünen, dass Privatschulen zu Eliteschulen für die guten Schüler werden, da sie im Gegensatz zu öffentlichen Schulen ja nicht jeden Schüler aufnehmen müssten.

    Die Schule habe durchaus "ein überzeugendes pädagogisches Konzept präsentiert", teilt die Fraktion in einer Presseerklärung mit. Die Ersatzschulen könnten solche attraktiven pädagogischen Angebote aber vor allem aufgrund privater Geldmittel machen, "die zusätzlich zu der fast vollständigen Finanzierung durch das Land in diese Schulen fließen". Stattdessen sollte öffentliches Geld "besser für die öffentlichen Schulen zur Verfügung stehen". Die Räume werden der PGS unbefristet vermietet. Die Hauptschule könne aufgrund rückläufiger Schülerzahlen auf einige Unterrichtsräume verzichten, heißt es in der Beschlussvorlage. Aus Sicht der Grünen ist das zu lang, da der Fortbestand der Hauptschule mittelfristig nicht gesichert sei und man man sich mit der Vermietung hinsichtlich der Zukunft der Immobilie zu sehr festlege. Die Entscheidung über die Genehmigung von Ersatzschulen treffe das Land NRW ohne Beteiligung der betroffenen Kommune. Die Grünen sind daher der Meinung, dass die Stadt die Errichtung einer weiteren Ersatzschule im Stadtgebiete durch die Vermietung von Räumen und damit den Trend zur Privatisierung des Schulwesens nicht aktiv fördern sollte.

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