SACHSENHAGEN (mh). Fertig sei man nie, sagte Claudia Müller-Reißmann, angesprochen auf noch ausstehenden Sanierungen in ihrem Haus. Die Zahl der Hausbesitzer, die ihr hier zustimmen werden, ist mit Sicherheit äußerst hoch. Die Zahl der entsprechenden Besitzer von Häusern aus dem 13. Jahrhundert ist dagegen verschwinden gering.
1978 hatte die Familie Müller-Reißmann das Amthaus, das 1253 zum ersten Mal schriftlich erwähnt wurde, in Sachsenhagen gekauft und seitdem stetig denkmalsgerecht renoviert und saniert. Der große Einsatz für den Erhalt des Gebäudes ist gestern vom Schaumburg-Lippischen Heimatverein ausgezeichnet worden. Der Heimatverein zeichnet gut erhaltene und renovierte Gebäude des Schaumburg-Lippischen Kulturgutes mit einer Ehrenplakette aus.
Auch die Eigentümer werden für ihr Engagement zum Erhalt des heimischen Kulturerbes ausgezeichnet. So auch Claudia Müller-Reißmann, die es mit Unterstützung geschafft hat, einen drohenden Einsturz des historischen Gebäudes zu verhindern. 2009 sackte die Westseite des Hauses immer mehr ein, Risse bildeten sich, das Haus musste zwischenzeitlich abgestützt werden und war nicht bewohnbar. Ein umfangreicher Renovierungsplan brachte die Rettung. Zwei Jahre dauerten die Planungen und Vorbereitungen, bis die Sanierung am 1. Mai 2011 begann. Innerhalb eines Monats schafften es Experten mit ins Erdreich und Fundament gepumptem Zement den Untergrund zu stabilisieren. Das Mauerwerk wurde zudem angebohrt und mit flüssigem Zement verfestigt. Fensteröffnungen und Säulen wurden erneuert, Verblendungen nach traditioneller Technik durch Blei ausgegossen. Anfang Juni 2011 waren die Arbeiten beendet. "Ein aufregender Monat", blickt Claudia Müller-Reißmann zurück. 50.000 Euro waren veranschlagt, 56.000 kostete die Sanierung am Schluss. Mehr als die Hälfte der Summe, insgesamt rund 30.000 Euro, konnte durch Fördergelder gedeckt werden. "Ohne die Förderung wäre die Sanierung nicht möglich gewesen", erklärte die pensionierte Lehrerin.
Der Einsatz hat sich gelohnt. Denn nicht nur, dass ein weiteres Absacken des Gebäudes verhindert wurde, auch die Südwestfassade strahlt nun wieder. Laut Theodor Beckmann, Vorsitzender des Heimatvereins Sachsenhagen-Auhagen, ist das Amthaus und die Anlage der ehemaligen Wasserburg "die Keimzelle" der Stadt Sachsenhagen. Von hier aus sei auch die Grundlage zum Schaumburg-Lipper Fürstenstaat gelegt worden, denn um das Jahr 1600 herum residierte hier Graf Ernst zu Holstein-Schaumburg.
"Es ist ein Kleinod, das mit viel Liebe und Sorgfalt renoviert wurde", lobte auch Heinz Brunkhorst, Vorsitzender des Heimatvereins, anlässlich der Übergabe der Auszeichnung. Unendlich viel Arbeit habe Familie Müller-Reißmann in das Haus gesteckt, pflichtete ihm Hergen Hennings, Vorsitzender des Bewertungsausschusses bei. 1978 hatte Familie Müller-Reißmann das Kaufinserat im Immobilienteil einer Hannoverschen Zeitung gelesen. In Schaumburg war das Gebäude nicht inseriert, plauderte Claudia Müller-Reißmann aus. "Mein Mann sprach von einem Schnäppchen, ich war weniger überzeugt. Alles, was vermurkst werden konnte, war hier vermurkst", blickt sie ohne Ärger zurück.
Viel Geld, sehr viel Arbeit und noch mehr Herzblut hat die Familie seither in die Sanierung investiert. "Dieses Jahr steht nichts an", blickt die Hausherrin voraus. "Danach werden wir weiter sehen." Fertig ist man ja schließlich nie. Foto: mh