Als Mitglieder der Religionsgemeinschaften, die in dem Haus zusammenkommen, so Dr. Peter Neumann, "stellen wir mit Trauer und Bestürzung fest, dass auch in unserem Land Fremdenfeindlichkeit und Ausländerhass sowie Antisemitismus und Angst vor dem Islam immer wieder aufflammen und dass an vielen Stellen der Welt immer noch im Namen der Religionen Verbrechen an Menschen begangen werden, weil sie einer anderen Religion oder auch nur einer anderen Richtung der gleichen Religion angehören: Wir sind entsetzt darüber, dass an vielen Stellen der Welt Menschen anderen Glaubens – auch Muslime – oder anderer Weltanschauung ausgegrenzt, missachtet, verfolgt, geschändet und ermordet werden, in angeblichem Auftrag einer Gottheit oder eines Religionsstifters."
Hass und Terror, für die manche die Religion zum Vorwand nähmen, verbreiteten sich in einer Weise, wie sie in der bisherigen Menschheitsgeschichte noch nicht vorgekommen sei. Und wo immer das geschehe, würden "die wahren Absichten religiöser Lehren und Traditionen mit Füßen getreten". Der Hauptstrom religiöser Texte und ihrer Ausleger aber rede ganz anders: Von (Nächsten-)Liebe, Frieden, Gerechtigkeit und gelingendem Leben.
Im Hinduismus etwa gebe es keinen Weg zum Frieden – denn Frieden sei der Weg. Oder wie es Mahatma Gandhi einst formuliert habe: "Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt."
Im Buddhismus hieß es, Sanftheit überwinde den Ärger: "Mit Güte überwinde den Hass, mit Großzügigkeit überwinde die Selbstsucht und die Wahrheit überwinde die Lüge."
In der Hebräischen Bibel (Psalm 85, 10-11) stehe: "Gottes Hilfe ist nahe denen, die ihm Ehrfurcht erweisen... so dass Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen."
Und das bekannte Beispiel aus dem Christentum: "Selig sind die Sanftmütigen, selig sind die Barmherzigen, selig sind die Friedenstifter." Und ein Anti-Gewalt-Zitat aus dem Islam: "Wenn einer jemanden tötet,... so ist es, als hätte er alle Menschen getötet; und wenn jemand einen Menschen am Leben erhält, so ist es, als hätte er alle Menschen am Leben erhalten (Koran: Sure 5, 32)."
Die jüngste aller Religionen schließlich, der Baha‘i, befindet: "Wenn ein Kriegsgedanke kommt, so widersteht ihm mit einem stärkeren Gedanken des Friedens. Ein Hassgedanke muss durch einen mächtigeren Gedanken der Liebe vernichtet werden." Dass möglichst viele Menschen solche Grundsätze kennenlernen und danach leben, dafür wollen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses der Weltreligionen nachmalig und einmütig einsetzen – Michael Schmidt für den Hinduismus und den Buddhismus, Rachel Dohme für das Judentum, Annegret Dreyer und Michael Grimm für das Christentum, Imam Idris Tashova und Murat Demirell für den Islam, Gisa Meier-Floeth für die Baha‘i.
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