LINDHORST (bt). Einen "leibhaftigen Politiker", so Christoph Pukall, Leiter der Oberschule Lindhorst, haben 18 Schülerinnen und Schüler aus den 10. Realschulklassen der Bildungsstätte zu Gesicht bekommen. Belit Onay, Mitglied der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im niedersächsischen Landtag, war einer Einladung der Schule gefolgt und gab "Nachhilfe" in Politik.
Der 34-Jährige stieß auf interessierte, gut vorbereitete Schülerinnen und Schüler. Diese beteiligten sich rege am Gespräch und zeigten sich erfreulich informiert. Viele von ihnen verfolgen das aktuelle politische Geschehen in den Nachrichtensendungen des Fernsehens, lesen nicht nur den Sportteil der Tageszeitung, sondern auch die politischen Nachrichten und ordneten im Gespräch mit dem Landespolitiker Begriffe und Ereignisse thematisch ein. In der unkomplizierten und offenen Atmosphäre der "Vertretungsstunde" entwickelte sich eine lockere Gesprächsrunde, in der die Schüler ihr Wissen einbrachten und Meinungen äußerten.
Anhand des im Landtag unter der Überschrift "Gegen den Hass – Ein Zeichen für Meinungsfreiheit und Toleranz" von allen vier Fraktionen eingebrachten Antrags zu den in Paris verübten Attentaten veranschaulichte Onay den Ablauf eines Meinungsbildungsprozesses bis hin zur Beschlussfassung im Landtag. Er erörterte zusammen mit den Schülern das Prinzip der repräsentativen Demokratie und das Funktionieren der Volksvertretung. Onay, so verdeutlichte er im Einzelgespräch, war es wichtig, gegenüber den Schülern Politik als etwas Normales zu charakterisieren. Der Politiker möchte die Vertreter des Volkes nicht als "abgehobene Kaste" erlebt wissen. Stattdessen war es ihm von Belang, im Gespräch mit den jungen Menschen die Botschaft zu vermitteln: "Politik machen kann jeder". Und er wollte vor allem aufzeigen, dass es sich lohnt, sich politisch zu engagieren, denn "man kann auf diese Weise etwas verändern und beeinflussen".
Die "Nachhilfe in Demokratie" wird demnächst ein "politisches Nachspiel" haben. Der Grünen-Politiker lud die Lindhorster zu einem Besuch und einem Gespräch mit ihm und Vertretern anderer Parteien in den Landtag ein. Damit, das war ihm wichtig, Demokratie nicht nur Theorie bleibt, sondern auch einen Praxisbezug bekommt. Foto: bt