1. Viola kann ein Wunder sein

    Máté Szücs begeisterte beim Konzert auf Schloss Schieder

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    Schieder (la). Wie es Ihnen immer wieder gelingt, die Großen der klassischen Musik ins Lippische zu locken? Diese Frage wurde den Veranstaltern der Schlosskonzerte Schieder oft gestellt. Am vergangenen Sonntag konnte man ein Kammerkonzert erleben, wie es auch in jeder Metropole als Highlight wahrgenommen worden wäre.

    Máté Szücs, der junge 1. Solobratschist der Berliner Philharmoniker, spielte sich mit geradezu umwerfendem Furor in die Herzen seiner Zuhörer. Diese Mischung aus absoluter Hingabe an die Musik, perfekter und wie beiläufiger Virtuosität und einem so noch nie wahrgenommenem klanglichen Farbspektrum der Viola faszinierte vom ersten bis zum letzten Ton. Wie reich, wie warm kann dieses erlesene, aber häufig im Schatten der Violine stehende Instrument sein. Wie kraftvoll und solistisch kann es nach vorn treten – wenn ein Meister wie Szücs es spielt.

    Auf dem Programm standen romantische Duosonaten von Vieuxtemps, Schumann und Brahms. Und da kommt das Klavier ins Spiel, dessen Part – in jeder Weise der Bratsche gleichrangig – die Gesamtheit des künstlerischen Eindrucks garantiert.

    Michèle Gurdal, auf Schloss Schieder keine Unbekannte, ist nicht nur eine exzellente Pianistin, sondern als hochsensible Künstlerin ihrem Violapartner gleichrangig. Sie verfügt über die seltene Kunst, musikalische Verläufe derart zu balancieren, dass sich die natürliche Dominanz der Solistin mit der feinsinnigen Zurückhaltung der Kammermusikerin zum Wohle des Ganzen perfekt kombinierte.

    So durfte man Interpretationen erleben, die in Erinnerung bleiben. Die filigranen Qualitäten und zarten melodischen Wendungen der selten aufgeführten Vieuxtemps-Sonate op. 36 etwa materialisierten sich mit unglaublicher Leichtigkeit. Und da, wo es so inbrünstig schwelgerisch, so wetterwendisch verrückt zugeht wie in Schumanns Violinsonate a-Moll, entstand jene Sphäre des Fantastisch-Romantischen, die den Hörer in ferne und daher bessere Welten entführt. Violin-Sonate? Máté Szücs spielte – kaum glaublich aber wahr – das Werk in originaler Stimmlage auf der Bratsche: eine schier halsbrecherische Herausforderung an den großen Solisten. Mit Brahms‘ später f-Moll-Sonate, einem zentralen Werk der Bratschen-Literatur, entwickelte sich nach der Pause der Abend zu seinem künstlerischen Höhepunkt.

    Ein hingerissenes Publikum feierte die beiden so bescheidenen, so sympathischen Künstler im restlos ausverkauften Fürstensaal mit Standing Ovations. Und dann die hartnäckig erklatschten Zugaben, darunter ein aberwitziges Schmankerl aus Szücs ungarischer Heimat. Chapeau!

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