1. Ehre, wem Ehre gebührt

    Grandioses Abschiedskonzert im Konzerthaus Detmold

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    Detmold (pgk). Was für ein begeisterndes Festival: Als ehrerbietiges, beeindruckendes Abschiedsszenario und als faszinierendes Konzertereignis vor ausverkauftem Hause. Das kurze, aber höchst inspirierende "Prélude à l`après-midi d`un faune" zu Beginn, das seinem Komponisten Claude Debussy bereits 1895 zum künstlerischen Durchbruch verhalf, gestaltete sich hier durch das sensibel musizierende Hochschulorchester unter Leitung der "Verabschiedungspersönlichkeit" zu einem hervorragenden Entree für die entscheidende Amtshandlung dieses Abends: Der Verabschiedung von Prof. Karl-Heinz Bloemeke durch den Rektor der Detmolder Musikhochschule, Herrn Prof. Dr. Thomas Grosse.

    "Mit Karl-Heinz Bloemeke verbinde ich Begriffe wie Autorität und Wärme, Kraft, Engagement, Überblick, Klugheit und Erfahrung", begann Grosse seine Laudatio und erklärte nach einem kurzen Rückblick in Bloemekes charakteristische Lehr- und Lebensdaten, dass vor über 40 Jahren, als Bloemeke sein Studium an der Detmolder "Kaderschmiede" begann, das Konzerthaus gerade neu errichtet worden war und beide "Institutionen" nun aus dem Konzertleben Ostwestfalens nicht mehr wegzudenken seien, allerdings mit dem erheblichen Unterschied "...dass das Konzerthaus vor einigen Jahren komplett saniert werden musste (intensiver Applaus aus dem Publikum), Sie sich aber weiterhin bester Fitness erfreuen." Bloemeke, sichtlich bewegt, äußerte Dank für seine Zeit an der Hochschule, betonte die Bedeutung, "Ohren und Herzen der jungen Menschen für die Musik zu öffnen" und nahm einen aufgerollten, etwa 20 Meter langen, Papierstreifen entgegen mit den guten Wünschen aller Mitarbeiter des Hauses.

    Wer kennt sie nicht, die betörenden Themen der "Moldau", symphonische Dichtung aus dem Zyklus "Mein Vaterland" von Friedrich Smetana, nach der Verabschiedung bezaubernd vom Hochschulorchester musiziert? Den Dirigierstab durfte dabei ein Bachelor-Absolvent aus der Dirigierklasse von Prof. Bloemeke, Valentin Kunert, übernehmen, der bereits mit Beginn der ersten zarten Flötenkaskaden, die die Moldauquellen symbolisieren sollen, eine sichere Hand für alle metrischen und dynamischen Schattierungen dieses filigranen Werkes bewies. Hervorragend, wie die jungen Musiker aus dieser quirligen Rastlosigkeit dann das große Moldauthema eindrucksvoll in all seinen höchst variantenreichen Facetten entwickelten und nach beschwingt tänzerischem Bauernreigen, filigran schwirrenden Nymphenreigen und bedrohlich bebendem Tutti (St. Johann-Stromschnellen) schließlich mit erhabenen Schlussakkorden das Werk grandios ausklingen ließen. Eine geniale Komposition, beeindruckend musiziert!

    Der zweite Teil des Konzertes widmete sich ganz Peter Iljitsch Tschajkowskis berühmter Symphonie Nr. 5 e-Moll op. 64, die am 17. November 1888 in Petersburg mit nur mäßigem Publikumserfolg erstmalig aufgeführt wurde. Hier stand Prof. Karl-Heinz Bloemeke nun definitiv zum letzten Mal am Dirigentenpult, um von diesem sein Hochschulorchester in bühnenfüllender romantischer Großbesetzung zu motivieren, begeistern und mit inspirierendem Dirigat durch wirkungsvolle hochromantische, aber auch alle teilweise ausgesprochen vertrackten Passagen zu leiten. Seine jungen Musiker reagierten darauf in einer derartigen Vitalität und engagierten Professionalität, dass der Zuhörer dieses groß angelegte komplexe Werk in nahezu lupenreiner Perfektion genießen konnte. Das beeindruckende, dunkle "Schicksalsmotiv" durch Klarinette und Streicher gleich zu Beginn, kontrastreich gefolgt von einem feurig musizierten Allegro und dann das große perfekt geblasene Hornsolo des zweiten Satzes mit anschließenden zauberhaften Streicherkantilenen als einer Art "Lichtstrahl aus der Dunkelheit" (Tschajkowski) überzeugten in hohen Maße.

    Nach einer mitreißend gespielten "Valse" mit ihrem vertrauten, immer wieder variierten Thema, gestalteten dann Bloemeke und sein hochmotiviertes Hochschulorchester ein Finale, das in seinem rhythmischen und dynamischen Feuer nicht zu übertreffen war und wahre Begeisterungsstürme beim Publikum auslöste. Anschließende stehende Ovationen aller Konzertbesucher waren hier sicherlich nicht ausschließlich als Konzertreaktion zu deuten, sondern auch – vielleicht sogar überwiegend – als Geste der Dankbarkeit und Hochachtung gegenüber einer großen Musikerpersönlichkeit.

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