LOCCUM (jan). An vielen Orten ist der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz gedacht worden, als sich dieser Tag zum 70. Mal jährte. Das Religionspädagogische Institut Loccum (RPI) und der Rehburg-Loccumer Arbeitskreis Stolperstein haben zum Thema ‚Christsein nach Auschwitz’ eingeladen.
Christian Stäblein, noch Konventual-Studiendirektor im Kloster Loccum und demnächst Propst in Berlin, hat sich des Themas angenommen, wie es möglich ist, nach Auschwitz noch Christ zu sein. Ein Thema ist das, mit dem er sich auskennt, hat er sich doch in seiner Doktor-Arbeit mit der Frage befasst, wie man nach Auschwitz noch predigen kann.
Neu und anders müsse seit dem Holocaust auf das Judentum geschaut werden, meinte er, führte ein Erlebnis an, bei dem er als 20-Jähriger in Israel zufällig in einem Erholungsheim für Überlebende aus Konzentrationslagern strandete und mit ihnen eine Nacht verbrachte – eine Nacht, die ihn für sein Leben geprägt habe, wie er sagte. Dem einschneidenden Erlebnis ließ er einen fundiert theologischen Vortrag folgen. Reichten Christen Juden die Hand, so sei das immer ein schmaler Grat, sagte Stäblein, bei dem sie sich vor Vereinnahmung hüten müssten. Über Christentum, das seine Wurzeln im Judentum hat, das Judentum, das für seine Identität nicht auf das Christentum angewiesen ist, und eine mögliche Erweiterung des Glaubensbekenntnisses in der Zeit nach dem Holocaust redete er – und regte rund 50 Zuhörer zu einer Diskussion an.
Der Vortrag von Christian Stäblein kann auf der Website www.stolpersteine-rehburg-loccum.de nachgelesen werden. Das RPI diente an diesem Tag als Ort der Veranstaltung, da dort noch bis zum 10. April die Ausstellung ‚Sie waren Nachbarn’ des Arbeitskreises Stolpersteine gezeigt wird. Dort ist montags bis freitags, 9 bis 18 Uhr, sonnabends und sonntags, 9 bis 12 Uhr, geöffnet. Gruppen, die Führungen durch die Ausstellung in Anspruch nehmen möchten, können sich unter den Telefonnummern (0 50 37) 13 89 oder (0 57 66) 81-152 anmelden.
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