1. "Willkommenheißer" und Wegbegleiter

    Netzwerkbüro "Ehrenamt vor Ort" begleitet Flüchtlinge bei ihrem Neuanfang in Deutschland

    Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum

    Sechs Familien sind es, für die Tina Hauser mittlerweile eine Wohnung gefunden hat. Hauser ist im Rathaus der Stadt Ansprechpartnerin für den Landkreis, mietet Wohnungen an, nimmt Flüchtlinge in Empfang und hilft ihnen über die ersten Hürden. Nach dem Verteilerschlüssel müssten in der Stadt mittlerweile bis zu 90 Flüchtlinge untergebracht worden sein – weitaus weniger sind es bisher, weil nicht genügend Wohnraum zur Verfügung steht. Lichtblicke gibt es aber. So würden in den folgenden Wochen noch zwei Familien in die Stadt kommen, für die sie bereits Wohnungen habe, berichtet sie.

    Ihre erste Hilfe, das Dach über dem Kopf, die Grundausstattungen für die Wohnungen, die der Landkreis bereit stellt, und viele Informationen von Ansprechpartnern über die Schulanmeldungen bis zu Einkaufsmöglichkeiten sind das eine, was die Flüchtlinge bekommen. Dass manches mehr eigentlich nötig ist, weiß Hauser auch – ebenso wie sie weiß, dass sie alleine nicht alles bewältigen kann.

    Umso glücklicher ist sie, dass nun der Rehburg-Loccumer Verein ‚Ehrenamt vor Ort’ in Kooperation mit ihr die Initiative ergriffen hat. "Wir müssen einander doch mit Liebe und Fürsorge begegnen", sagt dessen stellvertretende Vorsitzende Evelyn Rossa und fügt hinzu, dass solche Hilfe doch ein klassisches Projekt für ein Netzwerkbüro sei. Gemeinsam mit einigen weiteren Unterstützern ist sie dabei, diesen Anspruch zu erfüllen.

    Angefangen hat das Team damit, einen Aufruf um Spenden zu starten. Manche Möbel sind ihnen schon angeboten worden, Bettwäsche, Handtücher, Küchengerät und Kleidung. Einiges davon haben sie bereits an die Familien weitergegeben.

    Für anderes einen Platz gefunden, an dem sie es trocken und sicher lagern können. Das zweite, was das Team anstrebt, ist der Kontakt zu den Ankömmlingen. Bei jeder der sechs Familien ist Rossa bereits zu Besuch gewesen, hat sich vorgestellt, hat in der Stadt auch schon Menschen gefunden, die als Dolmetscher einspringen und so die Verständigung erleichtern.

    Kontakt herstellen ist auch der Ansatz von Rossa bei dem ersten Treffen der Frauen aus den Familien, zu dem sie ins Büro des EvO in Rehburgs Mühlentorstraße eingeladen hat. Die Plätze um den Tisch sind allesamt gefüllt: Mitglieder aus dem EvO sitzen dort, Tina Hauser mit ihren Kolleginnen Ute Grolms und Birgit Völlers aus dem Rathaus, fünf der Frauen aus den Flüchtlings-Familien und eine Rehburgerin, die serbisch spricht und eifrig dolmetscht. Eine Vorstellungsrunde gibt es. Grolms, die das Familien-Servicebüro leitet, reicht ein Bilderbuch herum, das beim Lernen der deutschen Sprache helfen kann. Völlers, zuständig für die Kindergärten der Stadt, kennt eine der Frauen schon, weil sie deren Tochter mit einem Ranzen versehen hat. In manchen Bereichen könne auch die Stadt zusätzlich helfen, sagt sie. Was sie denn noch benötigten und welche Fragen sie hätten, will Rossa von den Frauen aus den Balkan-Staaten wissen. Kleidung für die Kinder, auch für die Erwachsenen, steht an erster Stelle der Liste. In einer Wohnung ist der Herd kaputt. Bei einer anderen Familie geht der Fernseher nicht – dabei wäre das doch auch eine gute Möglichkeit, die Sprache zu lernen.

    Manche der Frauen können bereits manches verstehen, was auf Deutsch geredet wird. Und einer von deren Söhnen – ein Knirps von fünf Jahren - erzählt Rossa lachend, habe sie gefragt, ob sie vielleicht ein bisschen mazedonisch lernen wolle. Dann wird sie wieder ernst und redet davon, dass das EvO auch Menschen benötigt, die den Flüchtlingen Deutsch beibringen mögen. Außerdem suchten sie andere, die Patenschaften für Flüchtlinge übernehmen, als Ansprechpartner dienen, vielleicht auch einmal einen Fahrdienst übernehmen, wenn jemand zum Landkreis, zum Arzt oder sonst wohin kommen müsse.

    Eigentlich, könne jeder, der helfen möchte, das auch tun, sind sich Rossa und Hauser einig. Für die Familien, die jetzt angekommen sind, wollten Stadt und EvO Willkommenheißer und Wegbegleiter sein - mögen auf diesem Weg aber auch andere mitnehmen. Kompetenzen für das eine oder andere, was benötigt werde, habe jeder: ob es nun Geld- oder Sachspenden seien, eine zu vermietende Wohnung, ob es eine angebotene Reparatur sei, der Lehrgang für das Reparieren von Fahrrädern, das Dolmetschen, die Patenschaft oder der Sprachunterricht.

    Wer spenden oder sich engagieren möchte, kann sich in Verbindung setzen mit Tina Hauser im Rathaus unter der Telefonnummer (0 50 37) 97 01-32, im Ehrenamt vor Ort unter (0 50 37) 9 66 16 00 oder (01 78) 4 00 06 73 sowie bei Michael Brandt unter 01 52 25 76 82 81.Foto: jan

  2. Kommentare

    Bitte melden Sie sich an