Abertausende Paar Schuhe werden in der Gedenkstätte des Konzentrationslagers Auschwitz hinter Glas konserviert – als stumme Zeugen grauenhaften Massenmordes der Nazis. Auf der Bühne im AHF-Forum sind zwei Restauratorinnen, die "Hüterinnen der Hunderttausend Schuhe" (gespielt von Jana Schlenger und Miriam Petker), mit der Konservierung der Schuhe beschäftigt. "Was machen wir hier eigentlich?", fragt die eine. "Desinfizieren und einfetten", sagt die andere. Ein Artikel in der FAZ über Margrit Bormann, Konservatorin im Museum von Auschwitz, hatte den Schülern den Anstoß zu ihrem Stück gegeben. Die Gespräche über die Schuhe geben dem Stück einen Rahmen. Denn jeder Schuh steht für ein Schicksal – in Gedichten, Videos, Musikstücken und Theaterszenen zeigen die Mitschüler einige davon. Sie zeugen von der Angst und Ungewissheit der Juden, die nach Auschwitz deportiert wurden; "und sie ließen uns stehen im Schnee ohne Schuhe" oder "Wie ich meine Schuhe verlor" heißen die Stücke. Auf einer Leinwand werden Fotos von Schuhen gezeigt, dazu hört man Getrappel, das zum Gleichschritt wird – am Ende steht der Springerstiefel mit weißen Schnürsenkeln als Symbol für heutige Neonazis. An die Menschen der Gegenwart richtet sich die Mahnung, die Lukas Dalbke eingangs formuliert: Google, Facebook und Co bilden den Verstand unserer Gesellschaft aus egozentrischen Mitläufern. Hier werde der Hass auf das eigene Leben zum Hass auf andere. Und das obwohl doch Empathie, Verständnis und Mitgefühl uns Menschen ausmache.
Die Schüler des Literaturkurses haben ihren eigenen Zugang zu dem Thema gefunden. Und darauf komme es an, meinte Lehrer Ulrich Niebuhr, denn das Erinnern dürfe nicht zum bloßen Ritual werden.