STADTHAGEN (tr). Im Internet, auf der Seite der Alten Polizei, findet sich derzeit eine Pressemitteilung. Unter dem Titel "Nous sommes Charlie – Kultur gegen Terrorismus" weist das Stadthäger Kulturzentrum auf Stellungnahmen zum Thema unter anderem des Deutschen Kulturrats hin – es sei "im Moment schwer, eigene Worte zu diesem Attentat zu finden". Ali Hüseyinoglu muss diese Worte nicht finden – stattdessen malt er Bilder und gibt damit seine ganz persönliche Antwort auf Krieg, Terror, Ungerechtigkeit und Schlechtes auf der Welt. Hauptsächlich Naturlandschaften, die aus seiner Fantasie entstehen und teilweise mit Kindheitserinnerungen vermischt sind, dazu einige Porträts und Stillleben. Die Bilder hat er nun drei Tage lang in der Alten Polizei in Stadthagen ausgestellt. Durch die Darstellung der Schönheit der Natur will Hüseyinoglu den Betrachtern vermitteln: "Besinnt euch auf ein friedliches miteinander." Einige seiner Werke erschließen sich erst auf den zweiten Blick. So zum Beispiel das persönliche Lieblingsbild des Künstlers: Aus einem Baum wachsen mehrere Äste, zunächst in Form eines Sturmgewehrs. Je näher die Äste der Sonne kommen, schmilzt das Gewehr, bis es sich schließlich in eine Friedenstaube verwandelt hat. Oder auch das Porträt einer weinenden Frau. Beim genauen Hinsehen wird sichtbar, worauf die Tränen zurückzuführen sind: ein gebrochenes Herz, das sich in ihrem Auge widerspiegelt. Ein weiteres Bild zeigt eine stilisierte Welt in Form eines Herzens. Auf der rechten Hälfte sind die Folgen eines moralischen Lebens zu sehen: Sie ist grün, Blumen blühen. Auf der anderen Seite hingegegen ist die Erde braun und rissig, die Blumen verdorren. An der Grenze dieser beiden gegensätzlichen Welten lassen sich Münder erahnen, die sich küssen. Hüseyinoglu malt seit rund 30 Jahren, wie er bei der Eröffnung seiner Ausstellung sagt. Mit Ölfarben fing er an, mit ihnen malt er auch heute noch. In seiner Heimat, Hüseyinoglu stammt aus dem kurdischen Teil der Türkei, studierte er in mehreren Städten Kunst, bis er mit seiner Familie vor dem Krieg nach Deutschland geflohen ist. Dort schlossen sich weitere sechs Jahre Kunstunterricht an, heute lernt er autodidaktisch weiter.
Bei der Malerei finde er seinen Seelenfrieden, so Hüseyinoglu, sie löse "einen Stau in ihm". Aufgrund seiner kurdischen Wurzeln blickt er auch mit Sorge auf den Irak und Syrien, wo der selbsternannte Islamische Staat wütet. Und so findet Hüseyinoglu doch Worte, die auf die aktuellen Ereignisse angewendet werden können. "Wir sind alle Brüder und Schwestern, sind alle gleich", sagt er. "Warum brauchen wir Gewalt?" Foto: tr