Leopoldshöhe (kd). Die Energiewende wird nach Ansicht des SPD-Bundestagsabgeordneten Dirk Becker viel zu einseitig betrachtet. "Man diskutiert ausschließlich über den Strombereich", sagte er als Gastredner beim Neujahrsempfang der Leopoldshöher Sozialdemokraten. "Das größte Potenzial bietet jedoch der Wärmemarkt."
Beim Heizen und Aufbereiten von heißem Wasser ließe sich noch viel Energie einsparen. Zwar gebe es einen Beschluss zum Ausstieg aus der Kernenergie, im Hinblick auf den Wärmemarkt "wurden außer viele kluge Worte keine entscheidenden Fortschritte gemacht", stellte Becker fest.
Dabei gebe es einfache Lösungen, meinte der Bundestagsabgeordnete. "Wann waren Sie denn zuletzt in Ihrem Keller und haben die Heizungspumpe kontrolliert?", frage Becker die anwesenden 100 Gäste in der Aula/Mensa des Schulzentrums. Der Grund: "75 Prozent der Heizanlagen in Deutschland sind veraltet und ineffizient", bemerkte Becker. "Oder anders ausgedrückt. 20 bis 25 Prozent der Energie gehen verloren."
Daher sprach er sich nachdrücklich dafür aus, in Privathaushalten und in der Industrie effiziente Heizungsanlagen und Pumpen einzusetzen. "Wie kann ich den Wärmeverbrauch minimieren?", sagte Becker. "Die Kilowatt-Stunde, die nicht verbraucht wird, braucht auch nicht erzeugt zu werden." Bei der Debatte über das sehr emotional besetzte Thema Atomenergie müsse auch die Wärmewende berücksichtigt werden.
Der unkonventionellen Erdgasförderung durch Fracking erteilte Becker eine klare Absage. "Solange eine Gefahr für das Trinkwasser besteht, wollen wir das nicht", sagte Becker. "Das Grundwasser muss uns heilig sein." Auch zur Versorgungssicherheit sei Fracking nicht erforderlich. Allerdings müsse eine klare Regelung her, denn "heute existiert kein Gesetz, das Fracking verbietet."
Ferner schnitt Dr. Axel Lehmann, Vorsitzender des SPD-Kreisverbandes und der Kreistagsfraktion, das Thema "Demografischer Wandel in Lippe – Wie wollen wir im Alter wohnen?" an. Bereits jetzt sei bekannt: "Wir in Lippe werden immer weniger. Bis zum Jahr 2030 verliert zum Beispiel Lügde ein Viertel seiner Einwohner." Leopoldshöhes Einwohnerzahl wird im selben Zeitraum um 4,2 Prozent wachsen _ allerdings nicht gleichmäßig. Während der Anteil der Jüngeren um ein Viertel abnimmt, werden die über 60-Jährigen mit rund 40 Prozent die größte Gruppe bilden.
"Darauf muss man sich einstellen", sagte Dr. Lehmann und bezog sich vor allem auf bauliche Veränderungen. Modelle für neue Formen des Zusammenlebens seien das Mehrgenerationenhaus oder Quartierskonzepte zur gegenseitigen Hilfe. "Ab 75 Jahren steigt die Hilfsbedürftigkeit", betonte der Referent.