LANDKREIS/STADTHAGEN (bb). Als "vorsichtig zuversichtlich, etwas vorsichtiger als vor einem Jahr" hat Martin Wrede, Geschäftsstellenleiter Stadthagen der Industrie und Handelskammer (IHK), seine Einschätzungen zur Wirtschaftsentwicklung für 2015 umschrieben. Er erwarte ein Wachstum von etwa 1,1 bis 1,2 Prozent, hielt Wrede fest. Je konsumnäher die Betriebe positioniert seien, desto günstiger seien die Aussichten für sie. Mit den Verunsicherungen etwa durch die Ukraine-Krise hätten Industrie und Großhandel zu Beginn des Jahres 2014 einen merklichen Dämpfer erhalten. Anschließend sei es jedoch besser gelaufen als erwartet, so dass sich ein "durchwachsenes Jahr" ergebe. Die Folgen der Einführung des Mindestlohns seien derzeit nur schwer einschätzbar. Problematisch sei sie angesichts eines noch immer vergleichsweise hohen Sockels von Langzeitarbeitslosen. Für Geringqualifizierte erhöhe der Mindestlohn nicht gerade die Chancen, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen, so Wrede. Fachkräftemangel sei für die Betriebe im Landkreis noch kein allgemeines Phänomen. Angesichts des anstehenden Einwohnerrückgangs liege ein solcher Trend mittelfristig nahe, allerdings lasse sich die Entwicklung der Produktivität schwer einschätzen. Eine hohe Regelungsdichte fessle kleine Betriebe grundsätzlich mehr als große Unternehmen. Dabei gelte es einzuräumen, dass nicht jeder Bürokratiezuwachs auf vermeintliche Regulierungswut von EU-Ebene zurückgehe. Oft genug seien es Wirtschaftsverbände selbst, die Bestimmungen wie etwa den Krümmungswinkel von Bananen angestoßen hätten.
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