1. Alternative Ansätze zum Erhalt wertvoller Gebäude

    Treffen der Initiative Stadthäger Altstadt: Projekte für erfolgreiches Bürger-Engagement vorgestellt

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    STADTHAGEN (bb). Das Treffen der Initiative Stadthäger Altstadt (ISA) am vergangenen Wochenende im Marie-Anna-Stift haben zwei Themen bestimmt. Zunächst informierte Kommunal-Archäologe Jens Berthold über die Funde auf einem Grundstück in der Klosterstraße (nebenstehender Artikel). Anschließend stellte Gerd Hegemann, Leiter des Bauamtes in der Stadtverwaltung, zwei Beispiele aus anderen Kommunen vor, in denen es gelang, über bürgerschaftliches Engagement städtebauliche Probleme zu lösen.

    Gerd Hegemann hielt in seinem Vortag fest, dass es nicht wie manchmal dargestellt einen Gegensatz zwischen wirtschaftlichem Fortschritt und dem Erhalt historischer Bausubstanz gebe, sondern beides in Einklang zu bringen sei. Eine Altstadt müsse durch Weiterentwicklung lebensfähig gehalten werden, ohne Nutzung sei der Erhalt alter Gebäude nicht möglich. Andererseits sei kurzfristigen wirtschaftlichen Interessen nicht das geschichtliche Erbe einer Stadt zu opfern.

    Die Stadthäger Altstadt sei vom Bevölkerungsrückgang und dem Strukturwandel im Einzelhandel gleichermaßen betroffen. Folgen seien Leerstände und zu wenig Investitionen in die bestehenden Gebäude. Mit klassischen Instrumenten sei der Problematik schwer beizukommen. Bedeutende Fördermittel würden den Kommunen nicht oder nur in begrenztem Maß zur Verfügung stehen. Für Investoren, die in überschaubarem Zeitraum eine merkliche Rendite erwarten, sei es kaum attraktiv, sich etwa in ein Fachwerkhaus zu engagieren, das über Jahre leer stehe.

    Entsprechend interessant sei es, Modelle in den Blick zu nehmen, bei denen es Vereinen und Genossenschaften bereits gelungen ist, städtebauliche Probleme zu lösen. Mit dem "Resser Modell" und der "Bürgergenossenschaft Mündener Altstadt" stellte Hegemann zwei Beispiele erfolgreicher Projekte vor, vor deren Verwirklichung auch gesagt worden sei: "Das geht ja sowieso nicht." Im 2500-Einwohner-Ort Resse gelang es einem Bürgerverein und einer Genossenschaft, eine Abwärtsspirale aus Wegzug und Infrastrukturverlust zu drehen. Einzelmaßnahmen – wie der Umbau der ehemaligen Sparkasse zu einem Ärztehaus und der Aufbau eines Lebensmittelmarktes – wurden auf der Grundlage ehrenamtlichen Engagements umgesetzt. Gleiches gilt für die Anstrengungen zum Erhalt eines alten Stadthauses in Hannoversch Münden. Hier gelang es, ein eigentlich bereits verlorenes Gebäude mit Ideen und großem ehrenamtlichen Arbeitseinsatz zu sanieren. Mittlerweile konnte dieses wieder bezogen werden.

    Sicherlich seien solche Beispiele nicht ohne weiteres übertragbar, so Hegemann. Bürgerschaftliches Engagement könne auch nicht alle Probleme lösen. Sie könnten jedoch Anregungen für alternative Ansätze liefern, die klassische Verfahren ergänzen. Positiver Effekt neben dem Erhalt von Gebäude oder Infrastruktur sei die Stärkung des Zusammenhalts in der Bürgerschaft, die mit solchen Projekten einhergehe. Grundsätzlich seien in diesem Feld schwierige Problemlagen zu meistern, Ausdauer und Beharrlichkeit seien gefragt.

    Ute Steidel betonte in der anschließenden Diskussion, dass bei aller Bedeutung einer professionellen Betreuung solcher Projekte durch externe Fachleute die eigentliche Triebfeder die Begeisterung der Menschen für ihre Stadt sei. "Träger müssen die Leute vor Ort sein, mit ihrer emotionalen Bindung an die Stadt", so Steidel. Manfred Röver betonte, dass solche Projekte durchaus ein Gegengewicht zu einer negativen Grundstimmung bilden könnten.Foto: bb

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