1. 22 Jahre für sichere Lebensmittel

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    Die Forschungseinrichtung in Detmold gehört zum Max-Rubner-Instituts (MRI), dem Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel mit Sitz in Karlsruhe und führt im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zahlreiche Versuche durch. Dabei steht die gesamte Bandbreite der Verarbeitungsstufen vom Rohstoff bis zum verzehrfertigen Lebensmittel auf dem Prüfstand, um den jeweiligen Einfluss auf die Qualität zu erfassen. Im MRI geht es um Produkte, mit denen jeder Mensch täglich zu tun hat. So wurde beispielsweise durch entsprechende Züchtung die Backfähigkeit des Weizens in den vergangenen Jahren stark verbessert. Zudem wurde das Getreide dahingehend optimiert, dass sich beispielsweise Pizzen gut einfrieren lassen, denn "das müssen die Rohstoffe mitmachen", sagt Lindhauer. Doch auch Lebensmittelskandale beschäftigen die Wissenschaftler in Detmold. Als 2002 das Pflanzenschutzmittel Nitrofen in Getreide nachgewiesen wurde, lieferten die Detmolder Forscher die Hinweise, um die Ursache für die Kontamination (ein Lagerhaus) zu finden.

    "Auch Acrylamid hat uns stark beschäftigt", erinnert sich Linhauer. Der Stoff, der in Verdacht steht, krebserregend zu sein, entsteht wenn kohlenhydratreiche Lebensmittel wie etwa Kartoffeln stark erhitzt werden. Forscher haben daher neue Methoden entwickelt, wie man beispielsweise mit geringerer Temperatur Chips fritieren kann. In jüngerer Zeit ist die Weizenunverträglichkeit in den Fokus gerückt. Es gelte herauszufinden, warum manche Menschen Brotweizen nicht vertragen und ob man die Rohstoffe durch Züchtung so verändern kann, dass sie verträglicher werden.

    Seine wissenschaftliche Laufbahn begann Lindhauer 1971 mit dem Biologiestudium in Münster, promovierte dort 1980 und war danach von 1981 bis 1991 wissenschaftlicher Mitarbeiter der Landwirtschaftlichen Forschungsanstalt Büntehof der Kali und Salz AG, Hannover. Sein Start in Detmold sei turbulent gewesen, die Zukunft des Standorts war unklar. Institute wurden zusammengelegt, von damals 180 Planstellen sind aktuell nur gut 70 geblieben – ohne dass die Aufgaben weniger wurden. "Sie haben unser Schiff unter voller Fahrt umgebaut", betonte Dr. Norbert U. Haase. Lindhauers langjähriger Stellvertreter übernimmt ab Februar die kommissarische Leitung des Instituts, bis die Stelle neu ausgeschrieben wird.

    So ein großes Schiff sei schwerfällig, die entscheidenden Richtungsänderungen vorzunehmen, sei nicht einfach und nur möglich dank des Engagements seiner Mitarbeiter, wie Lindhauer mehrfach betonte. Dennoch sei die Phase des Umbaus "demotivierend" gewesen. Ihm selbst sei durch die organisatorischen Tätigkeiten die kreative Muße verloren gegangen; "die eigene wissenschaftliche Arbeit ist wahrlich zu kurz gekommen", sagte Lindhauer. Ständig war er auf Reisen, besuchte wissenschaftliche Konferenzen auf fast allen Erdteilen, um sich mit Kollegen auszutauschen. Beklagen dürften sich daher vor allem auch seine Frau und seine Kinder, für die er zu wenig Zeit gehabt habe.

    Der Wissenschaft wolle er treu bleiben, aber auch sein Garten wird zukünftig eine größere Rolle spielen. Apropos spielen: Sicher wird auch die eine oder andere verpasste Schachpartie mit seinen Söhnen nachgeholt.

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