WINZLAR (jan). Das Jahr 2014 war für den Adlerschutz am Steinhuder Meer und dessen Umgebung das bislang erfolgreichste, berichtet die vom Land Niedersachsen mit dem Adlerschutz beauftragte Ökologische Schutzstation Steinhuder Meer (ÖSSM). Insgesamt zogen vier Fischadlerpaare im Bereich Weser - Steinhuder Meer - Leine elf Jungvögel auf, aus dem bekannten Seeadlernest im Naturschutzgebiet Meerbruch am Westufer des Steinhuder Meeres flogen zwei Jungvögel aus.
"Mit der Bilanz sind wir nach dem eher schlechten Jahr 2013 sehr zufrieden", so Thomas Brandt, wissenschaftlicher Leiter der ÖSSM. Im Jahr 2013 verloren die störungsempfindlichen Seeadler ihr Gelege, vermutlich aufgrund von Störungen durch einen überfliegenden Heißluftballon, und auch zwei der drei in jenem Jahr anwesenden Fischadlerpaare brüteten erfolglos. Dennoch konnten einige Jungtiere erfolgreich groß gezogen werden.
Die dauerhaft am Steinhuder Meer anwesenden Seeadler brüten hier seit dem Jahr 2000, die im Mittelmeerraum oder Afrika überwinternden Fischadler bereits seit 2006. Vor allem der Erfolg bei den Fischadlern ist im landesweiten Zusammenhang bemerkenswert, denn in ganz Niedersachsen brüteten im letzten Jahr insgesamt nur elf Paare erfolgreich, 30 Jungvögel flogen aus. Die Art ist im Bundesland vom Aussterben bedroht, so dass jeder Erfolg wichtig ist. Fischadler, die sehr spezielle Ansprüche an ihren Brutplatz stellen, leiden in der ausgeräumten und von vielen Wegen zerschnittenen Kulturlandschaft sowie in den strukturarmen Wirtschaftswäldern unter Brutplatzmangel. Deswegen installierte die ÖSSM im Rahmen eines Adlerschutzprojektes zusammen mit Partnern wie dem Naturschutzbund (NABU), der Region Hannover, der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung, dem Land Niedersachsen oder dem Energieversorger EON für die Fischadler rund ein Dutzend spezieller Nisthilfen. Alle vier Fischadler-Brutpaare brüteten auf solchen Nisthilfen - das zeigt, wie wichtig es ist, diesen Vögeln bei der Fotpflanzung zu unterstützen. Die Wünsche der ÖSSM für 2015 sind mit Blick in die weitere Zukunft bescheiden. Thomas Brandt: "Wir wären schon zufrieden, wenn 2015 genauso erfolgreich wie das Vorjahr werden sollte. Fischadler brüten erstmals in einem Alter von drei bis vier Jahren, Seeadler in der Regel mit fünf Jahren. Wenn die Hälfte der ausgeflogenen Jungvögel überleben und sich drei bis fünf Jahre später am Steinhuder Meer ansiedeln sollte, dann können wir langfristig optimistisch in die Zukunft schauen." Bei dem Schutz der beiden Arten ist viel Geduld von den Tierschützern gefragt. Einen ganz persönlichen Wunsch hat der Diplombiologe aber außerdem. Das nach über 100 Jahren im Jahr 2006 als erstes am Steinhuder Meer brütende Fischadlerweibchen, das drei Jahre zuvor als Jungvogel in Parchim, Mecklenburg-Vorpommern, beringt worden war, seitdem jährlich am Steinhuder Meer brütete und insgesamt 26 Jungvögel aufzog, möge auch 2015 gesund aus dem Winterquartier zurückkommen.
"An so einem Vogel hängt man nun mal", so Brandt. Das erste und ebenfalls beringte Seeadlerweibchen am Steinhuder Meer erlebte seinen zwölften Geburtstag nicht mehr. Es wurde wenige Wochen vorher von dem Rotor einer Windkraftanlage erschlagen.
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