Lemgo (nr). Die neue Stipendiatin "Junge Kunst" kommt aus Frankreich. Charlotte Perrin hat mit ihren geometrischen Arbeiten, recycelten Materialien und einer sich noch entwickelnden Skulptur die Jury überzeugt und wird nun für ein Jahr in Lemgo wohnen und arbeiten.
Traditionsgemäß läutet die Wettbewerbsausstellung "Junge Kunst" das neue Kunstjahr in Lemgo ein. Bereits zum 27. Mal ist das Stipendium in Lemgo ausgelobt worden. Für die Dauer eines Jahres erhalten die Stipendiaten Atelier, Wohnung und eine Einzelausstellung über vier Wochen in der Städtische Galerie Eichenmüllerhaus. 80 junge Künstler hatten sich um das Stipendium beworben. Drei von ihnen sind in die engere Auswahl gekommen: Charlotte Perrin, Kristina Berning und Klaus Stabe werden ihre Arbeiten bis zum 25. Januar noch im Eichenmüllerhaus ausstellen.
Charlotte Perrin kommt aus Marseille, hat in Paris und an der Hochschule für bildende Künste in Dresden studiert. "Es ist eine große Chance ein Stipendium zu bekommen. Ich habe die Möglichkeit, mich ganz auf meine Arbeit zu konzentrieren", freute sich Charlotte Perrin über die Auszeichnung. Ihre ausgestellten Arbeiten sind zum Teil graphisch, als auch dem ursprünglichen Zweck entfremdet und auf eine reine Ästhetik reduziert.
Dr. Friedrich Meschede, Direktor der Kunsthalle in Bielefeld, der eine Einführung in die Werke der drei jungen Künstler gab, war besonders beeindruckt, wie Charlotte Perrin in ihren Arbeiten recycelten Materialien ein "zweites Leben" zuspricht. So auch eine Reihe gerahmter Bilder, die sich bei näherem Hinsehen als einzelne Blätter Toilettenpapier entpuppten, deren Struktur und Perforation durch den Einsatz eines Filzstiftes immer wieder neue, geometrische Formen erhalten. Andere ihrer in Klarheit und geometrischer Vielfalt dargestellten Arbeiten lassen graphisch offen, was Figur und was Hintergrund ist.
Kristina Berning und Klaus Stabe beeindruckten mit ihren Arbeiten Jury und Publikum mindestens ebenso. Ihre Skulpturen, Installationen, Bilder und Drucke öffnen sich in ihrer Wirkung der Realität und Gesellschaft. Dabei bekommen einzelne Werke in ihrer Sinnhaftigkeit unerwarteten Bezug zu aktuellen Ereignissen, so spricht die Lichtinstallation Klaus Stabes davon, dass keine Religion das Menschsein begründet. Dr. Friedrich Meschede und nicht zuletzt die Besucher der Vernissage lobten die Künstler für die hohe professionelle Qualität ihrer Werke.
Die Entscheidung über das Stipendium war der Jury, die aus je zwei Mitgliedern der Stadt, der Staff-Stiftung und zwei Externen bestand, sehr schwer gefallen. "In der Kunst sollte es eigentlich keinen Wettbewerb geben", äußerte sich Dr. Friedrich Meschede. "In der Kunst sollten wir nicht vergleichen, denn Kunst sucht das Unvergleichbare."
Die Wettbewerbsausstellung "Junge Kunst" in der Städtischen Galerie Eichenmüllerhaus ist Donnerstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr, Braker Mitte 39, zu sehen.