1. Die Kunst der Schuhfertigung

    Bernhard Claassen einer der letzten Schuhmacher in Blomberg

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    Blomberg (lig). Im 17./18. Jahrhundert hatte das Schuhmacherhandwerk Hochkonjunktur in der Nelkenstadt. Heute gibt es nur noch wenige, die dieses Handwerk in Blomberg ausüben. Einer von ihnen ist Bernhard Claassen.

    Claassen stammt eigentlich aus Lemgo, kam aber vor 20 Jahren nach Blomberg. Er stammt aus einer Schuhmacherfamilie, denn auch sein Großvater und Vater übten diesen Beruf aus. Trotzdem erlernte Bernhard Claassen erst einen anderen Beruf, bevor er sich vor 30 Jahren entschloss, ebenfalls Schuhmacher zu werden. Er lernte noch einmal dreieinhalb Jahre, denn er schloss gleichzeitig auch eine Ausbildung als Orthopädieschuhmacher ab. "Mich begeistert an dem Beruf der Kontakt zu den Menschen – ich kann sie bei ihren Problemen beraten, insbesondere wenn es um orthopädische Schuhe geht – und der Beruf ist abwechslungsreich", sagt Claassen. Um als Orthopädieschuhmacher arbeiten zu können, musste Claassen eigens Latein lernen, denn die Rezepte wurden damals auf Latein verordnet. Heute allerdings werden die Rezepte auf Deutsch ausgestellt.

    Einige Probleme kommen dem Schuhmacher mit schöner Regelmäßigkeit unter. Am meisten sind dies abgelaufene Absätze. Auch Reparaturen an Taschen und Koffern sind häufiger. Besonders lieb gewonnen hat er ganz besonderes Paar in seiner Schusterwerkstatt. Dies ist ein eleganter Schuh aus England, der seit 25 Jahren in seiner Werkstatt ein Zuhause hat, denn er wurde nie abgeholt. "Das ist ein ganz besonderes Paar, das damals durchaus 450 Mark gekostet hat", weiß Claassen. Ihn faszinieren die feine und hochwertige Verarbeitung und das Leder. Wenn er das Paar so anschaut, erinnert er sich an seinen ersten selbstgefertigten Schuh. "Den musste ich ohne Maschine machen und die Absätze wurden geschliffen – wenn anschließend ein Stück Zeitungspapier darunter ging, wenn man sie aufstellte, dann hatte man seine Arbeit nicht gut gemacht", erzählt er. Bei Werkzeug schwört Claassen oftmals auf historisches Arbeitsmaterial. So besitzt er ein über 100 Jahre altes Gerät, das Stiefel weitet. "Für mich ist es das beste Gerät", sagt Claassen und auch auf einer Nähmaschine aus dem Jahre 1920 arbeitet er am liebsten.

    Gerne erinnert er sich auch an die Zeit, als sein Großvater und Vater das Handwerk ausübten. "Beim Schuster war der gesellschaftliche Dreh- und Angelpunkt – der wusste alles was so passiert ist", sagt er.

    Waren Schuster im 17./18. Jahrhundert Leute von Gesellschaft, die auch politisch Einfluss nahmen, so sieht Claassen die Anerkennung seitens der Gesellschaft für diesen Berufsstand heutzutage nicht sehr hoch. "Doch wenn die Menschen sehen, was alles zu dem Beruf gehört und gemacht wird, wertschätzen sie die Leistung, die dahinter steht", so Claassen.

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