1. Stille Wasser können gefährlich sein

    Leptospirose-Erreger lauern in Pfützen / Hunde impfen lassen, aber: "Keine Panik"

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    LANDKREIS (jl). Das regnerische Wetter in der jüngsten Zeit ist nicht nur unangenehm für den Spaziergänger. Es verwandelt den Erdboden in einen Matschsumpf und den Feldweg in eine kleine Seenplatte. Das kann für den Vierbeiner sogar ein Risiko bergen. Die Rede ist von der weltweit verbreiteten Infektionskrankheit Leptospirose, auch Stuttgarter Hundeseuche genannt. Im Internet sind dazu dramatische Sätze wie "Der Tod lauert in der Pfütze" zu lesen. Doch was steckt dahinter?

    Die durch die Bakteriengruppe der Leptospiren hervorgerufene Krankheit ist eine meldepflichtige Zoonose. Das heißt, der Hund kann auch seine zweibeinigen Besitzer infizieren. Natürliche Wirte sind vor allem Nagetiere wie Ratten oder Mäuse. Die Übertragung erfolgt über den direkten Kontakt mit Harn oder Blut infizierter Tiere oder indirekt zum Beispiel über verseuchte Pfützen, die gerade bei längeren Spaziergängen durstige oder einfach nur wasserliebende Vierbeiner anlocken. Vor allem im Sommer gelten sie als eine der Hauptansteckungsquellen. Bakterien "lieben" feuchtes Milieu, hier können sie wochenlang überleben.

    Durch kleine Verletzungen im Maulbereich können die Leptospiren in den Körper eindringen und die verschiedenen Organe besiedeln. Es treten zunächst unspezifische Symptome wie Fress-unlust, Erbrechen und Fieber auf. Erst später zeigen sich unterschiedliche Krankheitserscheinungen, je nachdem welche Organe betroffen sind: zum Beispiel blutiger Durchfall infolge schwerer Schäden im Magen-Darm-Trakt oder häufiges Harnabsetzen bei Befall der Niere. Vor allem für ungeimpfte Tiere kann eine Infektion tödlich verlaufen.

    Was viele nicht wissen: Die alljährliche Fünffachimpfung gegen Hundestaupe, Hepatitis, Parvovirose, Parainfluenza und Leptospirose schützt den Fellliebling nur bedingt vor Letzterem. Meist wirken die Impfstoffe nur gegen die klassischen Untergruppen L. Icterohaemorrhagiae und Canicola – und nicht gegen andere Variationen des Bakteriums und auch keine vollen zwölf Monate. Genügend Antiköper können aber, wenn sie Leptospiren nicht eliminieren, zumindest den Krankheitsverlauf deutlich mildern. Zudem haben im vergangenen Jahr verschiedene Hersteller um bis zu zwei Erregerstämme erweiterte Einzelimpfstoffe gegen Leptospirose auf den Markt gebracht.

    Natürlich besteht eine latente Gefahr und es ist wichtig, darüber zu informieren. Einen Grund zur Panikmache, wie es sich oft im "World Wide Web" liest, gibt es aber nicht. "Es ist sicherlich nicht jede Pfütze infektiös", bringt es Wilhelm Brase, Leiter des hiesigen Veterinäramtes, auf den Punkt. "Keine Panik." Von Amtswegen sei nicht bekannt, dass die Leptospiroseinfektion in Schaumburg eine Problematik darstelle.

    "Wir schicken regelmäßig verendete oder tot aufgefundene Tiere, auch in der Wildtierpopulation, zur Untersuchung – aber Leptospiren tauchen nicht auf", so Brase. Seine Empfehlung: regelmäßig die Drei- oder Vierfachimpfungen gegen Leptospirose beim Vierbeiner durchführen lassen, um möglichst viele Erregerstämme abzudecken. Gegen alles kann aber natürlich auch keine Schutzimpfung wirken.

    Schlussendlich bleibt also: Augen auf und die Fellnase hinsichtlich auftretender Symptome, insbesondere im Sommer, beobachten. Beim Zweibeiner gab es 2013 übrigens 81 Erkrankungen – das sind 0,1 pro 100.000 Einwohner. In den häufigsten Fällen führten sie zu Fieber und grippeähnlichen Beschwerden. Todesfälle gab es keine. Foto: jl

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