Elbrinxen (afk). "Good evening, Miss Sophie, good evening" – so beginnt der Kult-Sketch "Dinner for one”, der alljährlich am Silvesterabend über die Bildschirme in Deutschlands Fernsehstuben flimmert. Stolpert er jetzt über das Tigerfell oder nicht? Und wenn ja wie häufig? Welche Getränke werden Miss Sophie serviert? Diese Fragen stellen sich nicht nur Millionen Fernsehzuschauer. Zum elften Mal hält der ungewöhnlichste 90. Geburtstag auch die Fans in der Marktscheune gefangen und lässt auch sie diese Fragen stellen. In den Tagen davor gibt es stets einen regelrechten Run auf die Eintrittskarten.
Ursprünglich war es ein Dankeschön für die fleißigen Helfer im Heimat- und Verkehrsverein. Vorsitzender Detlef von der Heide hatte die Idee, erfüllte sich damit auch einen eigenen Lebenstraum. Dass aus dieser einen Sketch-Party inzwischen je zwei Vorstellungen am Silvestertag geworden sind, hat wohl alle überrascht.
Die Eintrittskarten sind stets heiß begehrt. Über das ganze Jahr hinweg erreichen den Heimat- und Verkehrsverein Kartenanfragen. Der Vorverkauf beginnt drei Wochen vor dem eigentlichen Ereignis. "In diesem Jahr standen schon 90 Minuten vor dem Verkaufsstart erste Interessenten vor der Marktscheune. Nach zwölf Minuten (!) waren alle 340 Karten verkauft", so Oliver Jürgens, der viele Nachfrager auf das kommende Jahr vertrösten musste.
Und warum gibt es dann keine dritte Veranstaltung – am besten am Abend? "Wir haben schon vor Jahren beschlossen, den heimischen Wirten keine Konkurrenz zu machen. So können die Besucher im Anschluss privat oder in Gaststätten feiern gehen", findet Jürgens plausible Gründe. Und schließlich seien Miss Sophie und ihr Butler auch nicht mehr die Jüngsten.
Wenn Heinz Hagemeyer als Conferencier die Bühne betritt und einleitende Worte zur Geschichte sprechen kann, brandet zur bekannten Hintergrund Melodie der erste anerkennende Applaus auf, der sich beim Öffnen des Vorhanges und dem Betrachten des fernsehreifen Bühnenbildes sofort steigert. Was Reinhild Blum und Detlef von der Heide dann unter dem tosenden Beifall ihrer Anhänger auf der Bühne (natürlich in englischer Sprache) zelebrieren, ist natürlich allen Fans bekannt, doch man muss es einfach live gesehen und miterlebt haben. Der Sketch ist untrennbar mit dem Thema Alkohol verbunden, Butler James muss (oder darf?) bei jeder Szene kühlen Weißwein kredenzen. Und auch das Speisenangebot ist formidabel. Es wird eine Spargelcremesuppe serviert, natürlich schön heiß. Auch der Fisch ist echt, mal als Forelle mal als Lachs. Statt dem Hühnchen gibt es noch einmal Fisch und der Obstsalat wird durch Weintrauben ersetzt. Das sind aber auch die einzigen Abweichler gegenüber dem Original. Die Bühnenbauer haben es wirklich an nichts mangeln lassen.
Seit Tagen grassiert das Geburtstagsfieber bei den Machern des Heimat- und Verkehrsvereines, denn bis sich der Vorhang hebt und die vielen Gäste einen zauberhaften Jahresausklang erleben dürfen, ist viel zu tun. Das Bühnenbild muss in akribischer Kleinarbeit erstellt werden, Hütten werden im Eingangsbereich für den Ausschank der Feuerzangenbowle aufgestellt, die Technik muss betreut, das Küchenpersonal ist im Einsatz und natürlich haben auch die Maskenbildner alle Hände voll zu tun, die Hauptprotagonisten entsprechend zu stylen. Das sich Heinz Hagemeyer, Detlef von der Heide und Reinhild Blum trotz ihrer jahrelangen Erfahrenheit als Laienschauspieler dennoch zum Proben treffen, versteht sich für die drei von selbst. Vor jedem Erfolg steht zunächst die Arbeit. "Dreißig Ehrenamtler sind im Einsatz, damit alles reibungslos funktioniert. Das ist an so einem Tag nicht selbstverständlich", lobt Jürgens alle Mitstreiter.
Wie lange wird es dieses Spektakel noch geben? Detlef von der Heide hat diese Frage schon beantwortet. "Bis unsere Sophie, Reinhild Blum, wirklich 90 Jahre alt ist. Mindestens!" Und das dauert ja noch ein Weilchen. Angebote, diesen Sketch an anderen Tagen an anderen Bühnen zu spielen, hat die Elbrinxer Dorfbühne nicht nur wegen des großen Arbeitsaufwandes stets abgelehnt, denn "Dinner for one" ist ein Silvesterspaß und dafür bietet die Marktscheune ein unnachahmliches Ambiente.