1. 300 Seiten inklusive Mauerfall

    Comiczeichner Mawil und sein "Kinderland" im Wilhelm Busch-Geburtshaus / Pubertätsgeschichten aus der DDR

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    Zwar nur zu 70 Prozent autobiografisch, "ein Buch über mich wäre sehr langweilig, ich bin schüchterner Typ" sagt Mawil, aber trotzdem mit ganz viel Bezug zu seiner Person ist "Kinderland" ein Comic für Erwachsene und Kinder, die Lust haben auf witzige Art das Ostberlin um 1989 kennenzulernen. Mit Vollbart, Mega-Brille und dem Hemd aus der Hose plauderte Mawil bei einem Glas Rotwein über Szenen aus seinem dicken Comicwälzer. Knapp sechs Jahre hat er die Geschichte geschrieben und gezeichnet. Aber: "nicht chronologisch, die Ideen kommen einfach und dann füge ich sie zusammen. Dann teste ich erst mal den Lesefluss", sagt der Comiczeichner. Wie bereits erwähnt geht es in "Kinderland" um den kleinen Mirco, der gemeinsam mit Kumpel Torsten kurz vor der Wende vor allem eines tut: Tischtennis spielen. "Mir war das Thema zu kitschig, der Verlag hat mich zur DDR-Geschichte hin geschubst. Eigentlich wollte ich eine Tischtennis-Saga schreiben", erzählt Mawil. Beim Zeichnen sagt er, müsse man sich in die Figur hineinversetzen und schauspielern. Auf 300 Seiten kann Mawil das richtig gut. Die Höhen und Tiefen eines pubertierenden Ostberliners erlebt man Seite für Seite hautnah mit und erinnert sich bei der einen oder anderen Szene grinsend an die eigene Schulzeit zurück. Allerdings ohne Erbsenpistole, die hatten die meisten Wessis nämlich nicht. Mawil ist Comiczeichner durch und durch: Nach seiner Lesung zauberte er just mit Aquarellfarbe persönliche Widmungen (also kleine Zeichnungen) in die von Fans erworbenen Bücher. Übrigens: Angela Merkel hat eine Rolle als Klassensprecherin – also Gruppenratsvorsitzende – bekommen.

    Derzeit heißt es im Wilhelm Busch-Geburtshaus in Wiedensahl immer noch "Endlich Comic". In der Ausstellung, die im vergangenen September eröffnet wurde, werden die aktuellen Preisträger des Comicsalons Erlangen vorgestellt. Anhand von Skizzen erhalten die Besucher Einblicke in den Schaffensprozess von Ralf König, Mawil, Ulli Lust, 18Metzger und Marvin Clifford. Die Ausstellung ist noch bis zum 24. Mai dieses Jahres zu sehen. Foto: wa

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