1. Wo ein Bürgerarbeiter und Kinder voneinander lernen

    Hartmut Keil verlässt Kindergarten / Modellprojekt erfolgreich

    Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum

    SUTHFELD (jl). Drei Jahre lang ist er ein Gewinn für alle Beteiligten gewesen, nun muss er den Kindergarten Helsinghausen verlassen. Die Rede ist von Hartmut Keil, der an dem Modellprojekt "Bürgerarbeit" des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales teilnimmt. Zum Jahresende läuft die Maßnahme, durch die Menschen mit Vermittlungshemmnissen wieder in den Arbeitsalltag hineinfinden sollen, aus.

    Wie wertvoll der 48-Jährige für die Einrichtung war, betonte Leiterin Elisabeth Bödeker. "Er hatte keinen festen Auftrag, sondern übernahm zusätzliche Aufgaben, die den Kindergarten aber unheimlich bereichert haben." Sie erinnerte sich an die Anfänge, als viele Kolleginnen nicht wussten, was der Bürgerarbeiter überhaupt tun soll. Dass er nun nach fast drei Jahren geht, "reißt ein Loch in die Einrichtung". Jede Woche arbeitete Keil 30 Stunden im Kindergarten mit, begleitete die Kleinen etwa beim Schwimmen, Turnen und Theaterspielen. Im Rahmen des Projekts "Schönerer Kindergarten" legte er unter anderem einen "Fußfühlpfad" an, strich Tische und Regale, richtete eine Trinkstation ein, an der jedes Kind seine eigene Tasse den ganzen Tag über griffbereit nutzen kann, und verschönerte das Mobiliar.

    Mit seinem Wirken sensibilisierte er nicht nur die Sinne der Kleinen, er stärkte auch deren Bewusstsein sein für die Gesundheit sowie Umwelt und verbesserte den Wohlfühlcharakter der Einrichtung. Aber auch Keil selbst nimmt einiges aus seiner dreijährigen Arbeit im Kindergarten mit. "Man kann noch viel lernen, auch von Kindern", sagte er bei seiner offiziellen Verabschiedung durch den Samtgemeindebürgermeister Mike Schmidt.

    Die Samtgemeinde Nenndorf ist einer der Arbeitgeber, der eine Bürgerarbeitsstelle schaffen konnte, die aus Mitteln des Bundes und des Europäischen Sozialfonds gefördert wurde. Die Gesamtkosten für das Projekt "Bürgerarbeit", das neben den Bürgerarbeitsstellen auch eine sechsmonatige Aktivierungsphase mit verschiedenen Maßnahmen wie Bewerbungstraining umfasste, belaufen sich in Schaumburg auf rund 4,58 Millionen Euro. Auf den hohen bürokratischen Aufwand für die engagierten Arbeitgeber, die Anträge beim Bundesverwaltungsamt einzureichen, machte der Geschäftsführer des "JobCenters" Bernd Dittmer aufmerksam: "Wir haben dabei geholfen, zahlreiche Anträge nachzubessern."

    Ein durchweg positives Feedback entlohnt aber die Mehrarbeit: "Wir haben einfach gemerkt, dass die Teilnehmer sehr dankbar waren und sich toll entwickelt haben", ergänzte die Projektbegleiterin Jennifer von Ditfurth von der Arbeitsvermittlung.

    In den vergangenen drei Jahren besetzten demnach insgesamt 160 Menschen 110 Bürgerarbeitsplätze im Landkreis. "40 Teilnehmer konnten wir in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung integrieren, wobei 15 sogar im selben Betrieb verbleiben", so Ditfurth. Auf die anderen, zu denen auch Keil zählt, warten weitere Integrations- und Folgemaßnahmen.

    Derzeit bewirbt sich der 48-Jährige fleißig auf Stellen als Hausmeister oder Kurierfahrer – bisher aber ohne Erfolg. Den Kindergarten muss er zwar verlassen. Das, was Keil für die Kinder und Erzieherinnen geschaffen hat, erinnert aber jeden Tag aufs Neue an ihn. Er war, ist und bleibt eben ein Gewinn für alle. Foto: jl

  2. Kommentare

    Bitte melden Sie sich an