RINTELN (ste). 80 Zuhörer bei der Sonder-Ratssitzung zeugten von der Brisanz des Themas, das am Ende einheitlich als die wohl stärkste Bedrohung der Stadt für ihre Entwicklung gesehen wurde. Der "Planfall 33", so das Votum der Politik, müsse verhindert werden. Er sieht einen Ausbau der Bahnstrecke Löhne-Elze vor, der planungsrechtlich deutlich einfacher und billiger zu realisierien ist als die vorerst präferierte Nordroute Minden-Haste. Während bei der Nordvariante der Ausbau auf vier Spuren nur mit Gleisneubauten und entsprechenden Ansprüchen der Anlieger auf aktive Schallschutzmaßnahmen zu machen ist, würde bei der Südroute durch Rinteln lediglich ein stillgelegtes Gleis reaktiviert und es wäre maximal passiver Schallschutz (z.B. Fenster) durch Anlieger einzufordern. Das macht diese Route jetzt für die Politik im Bund wieder attraktiv und sie somit zur realen Gefahr der anliegenden Kommunen. Der Naturpark Weserbergland könnte dem Anliegen der Bahn auf eine Ost-West-Bahn-A2 zum Opfer fallen. Der Rintelner Rat zeigte sich deshalb geschlossen und lehnt den "Planfall 33" ab.
Informiert wurde er dabei auch von Diethard Seemann, der als Vorsitzender der Bürgerinitiative "BI Transit Weserbergland e.V." die Brisanz des Themas plastisch machte: "Die Gütertrasse bedeutet keinerlei Verbesserung für die Region. Vorrangig geht es der EU darum, eine Verbindung zwischen Rotterdam und Warschau zu schaffen, also eine Art "A2" auf Schienen!"Rund 600 Millionen Euro könnte die Bahn sparen, wenn die Südroute ausgebaut würde. Eine Bürgerbeteiligung sei hierbei nicht nötig. Deshalb müssten die Bürger im Vorfeld einer Entscheidung pro oder contra "Planfall 33" auf die Straße gehen und ihren Widerstand organisieren: "Bevor es zu spät ist!" Jens Maack (WGS) hat dazu eine Facebook-Gruppe eingerichtet. Rinteln, so war der Rat sich einig, werde den Schulterschluss mit anderen betroffenen Kommunen suchen und gemeinsam gegen die Pläne vorgehen. Dem Bürgermeister wurde aufgegeben, bis zum 15. Februar die Kräfte zu bündeln; springen die anderen nicht auf den "Zug" auf, macht Rinteln notfalls auch einen Alleingang gegen den "Planfall 33". Ein Gutachterbüro soll ein Widerstandsanalysegutachten erstellen und ließ der Rat 20.000 Euro im Haushalt freigeben. Besonders plastisch schilderte Dr. Gert Armin Neuhäuser (WGS) die Bedrohung der Stadt durch den Bahnstreckenausbau, der quasi eine "kalte Enteignung" der an die Bahnstrecke angrenzenden Grundstückseigentümer darstellen würde. "75 Prozent Wertminderung der Grundstücke sind zu befürchten!"
Einen ökologisch und sozial verträglichen Schienenausbau forderte Ursula Helmhold (Grüne), die aber auch an das eigene Konsumverhalten appellierte: "Trinken wir doch Wasser vom örtlichen Hersteller und nicht aus Italien!"
Für Astrid Teigeler-Tegtmeier (SPD) war der Gütertrassenausbau durch Rinteln schlichtweg ein "No Go". Lärmverschmutzung mache krank und sie forderte zur Mobilisierung der Bürger auf. Noch einen Gang zulegen wollte Veit Rauch (CDU). Er forderte dazu auf, das Gutachten schon jetzt in Auftrag zu geben, ohne auf die Mitwirkung anderer zu warten.Foto: ste